Wellen der Sympathie

und Ablehnung schaukelten sich auf, als Fiat im Herbst 1998 den ersten Multipla präsentierte. Das Auto polarisierte. Drei Sitze in der ersten Reihe erschienen ja fast als nebensächlich im Vergleich zur etwas seltsamen äußeren Körperform. Bald bekam er Spitznamen, von denen "Blechfrosch" noch das Harmlosere war. Aber er hat sich am Markt ganz gut etabliert. Golf-mäßige Verkaufszahlen hatte ohnehin niemand erwartet.

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Er sollte der Welt

als schlaues Nischenprodukt erst einmal zeigen, was noch alles möglich ist, und vielleicht auch, welche Bedürfnisse der autofahrende Mensch, ob freiwillig oder unfreiwillig, wirklich hat. Er sollte durch ein besonders schlaues und praktisches Raumkonzept all jenen neue Freude machen, denen die klassischen Wettbewerbsmuster wie Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung aus welchen Gründen auch immer zur Nebensache geworden sind.

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1999

wurde er aufgrund des innovativen Design- und Antriebskonzepts im Museum of Modern Art in New York ausgestellt, als Beispiel für das "Auto der Zukunft". Tatsächlich war der Multipla ein mutiges Stück automobiler Avantgarde. Hoher Wirkungsgrad wurde in mehrerlei Hinsicht zum zentralen Thema. Ähnlich wie die Mercedes A-Klasse und der Opel Astra bekam er einen doppelten Boden, um Platz zu schaffen für Zukunftstechnologien. Sehr rasch wurde auch der erste Schritt umgesetzt, nämlich der Betrieb mit Erdgas. In diesem Fall wurden die Gastanks unterflurig angeordnet.

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Wer den

italienischen Automobilmarkt kennt, weiß, dass kein anderes Land in Europa besser als Absatzmarkt für dieses unkonventionelle Konzept ist. Italien ist traditionell ein Land voller bewegungsfreudiger Menschen, gleichzeitig war der Treibstoffpreis dort immer schon am höchsten im europäischen Vergleich und damit die Autofahrer empfänglich für alternative Energieformen.

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Ohne nun zu weit auszuholen:

Schon in den Ölkrisen der Siebzigerjahre war Flüssiggas (ein Nebenprodukt der Treibstoffherstellung, eine Mischung aus Propan und Butan) sehr beliebt. In nach heutigen Sicherheitsmaßstäben abenteuerlicher Weise wurden die Gasbehälter oft auf dem Dach montiert.

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Also, Fiat Multipla:

Das Thema Wirkungsgrad betraf natürlich vor allem einen möglichst großen Innenraum bei geringem Flächenbedarf und hoher Flexibilität der Innenraumeinrichtung. So gelang es, auf knapp mehr als vier Meter Länge sechs Plätze plus einen veritablen Kofferraum unterzubringen. Der Schlüssel dazu waren drei Plätze in der ersten Reihe.

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Und nun

stehen wir vor der zweiten Auflage, einer sorgfältigen Überarbeitung des ursprünglichen Konzepts. Die Vorteile wurden belassen, die wichtigsten Kritikpunkte ernst genommen und optische Signale des Älterwerdens entfernt.

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Der neue Multipla

ist im Wesentlichen technisch gleich wie sein Vorgänger, nur das sehr exotische Design des Vorderwagens wurde entschärft und vor allem dem jetzt gültigen Familienbild angepasst. Damit hat Fiat nun gleich drei Modelle, die man als kompakte Raumfahrzeuge bezeichenen kann, im Programm. Den vom Kleinlieferwagen abstammenden Doblo und den in der Microvan-Liga recht erfolgreichen Fiat Idea.

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Der Multipla

wird in drei Motor- und zwei Ausstattungsvarianten angeboten. Der Benziner ist ein 1,6-Liter-16-Ventiler mit 76 kW (103 PS), der Diesel ist der in der Fiat-Gruppe sehr verbreitete 1,9 JTD, also ein Common-Rail-Diesel auf allerletztem Stand der Technik mit 85 kW (115 PS).

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Als drittes Modell

wird es weiterhin den 1,6 Natural Power geben. Das ist eine Version des 1,6-l-Benziners, die sowohl mit Benzin als auch mit Erdgas betrieben werden kann. Mit einem 38-Liter-Benzintank und dem 168-Liter-Gastank kommt er auf eine Reichweite von annähernd 900 km, zumindest theoretisch. Die Leistung bei Gasbetrieb ist etwas geringer (68 kW/ 92 PS), beim Fahren übrigens nicht spürbar, nicht einmal beim Umschalten von einem Kraftstoff zum anderen geht ein Ruck durch das Auto.

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Der Mittelsitz

in der ersten Reihe stört den Fahrer nicht, er kann auch umgeklappt und zu einer Ablage mit Getränkehaltern umfunktioniert werden. Wer überhaupt keine drei Sitze benötigt, kann statt des Mittelsitzes eine multifunktionale Kühlbox ordern, die auch wärmen kann.

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Mit dem Dieselmotor

ist der Multipla absolut ausreichend motorisiert, was man gegenüber dem Benziner aber schon deutlich spürt, ist das wesentlich höhere Drehmoment durch Diesel-Turbolader. Bei beladenem Fahrzeug machen die 145 Nm des Benziners doch weniger Freude als die 200 Nm des Diesels. Was jetzt noch zu sagen wäre: Das Einsteigermodell 1,6 16 V wird haarscharf unter 20.000 Euro kosten, zu haben sind alle ab September. (Rudolf Skarcis, AUTOMOBIL, 11.6.2004)

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