Wien - Äußerst zurückhaltend reagiert die ÖVP auf die neuerliche Führungsdebatte beim freiheitlichen Koalitionspartner. Offenbar will man vorerst einmal den FP-Vorstand am Nachmittag abwarten. Am Dienstag vor dem Ministerrat zeigten sich die VP-Regierungsmitglieder demonstrativ gelassen. Die stellvertretende VP-Obfrau Elisabeth Gehrer zum Zustand des Koalitionspartners: "Wir haben ein Team, mit dem wir relativ gut zusammenarbeiten können. Wenn das so bleibt, ist die Regierungsarbeit gesichert. Die anderen Fragen muss die FPÖ selbst klären."

Bezüglich der weiteren Regierungsarbeit sei sie "guten Mutes", versicherte Gehrer. Auch Wirtschaftsminister Martin Bartenstein geht davon aus, "dass wir gut und konstruktiv weiterarbeiten". Im Übrigen müsse man nun abwarten, welche Entwicklung in der FPÖ Platz greife.

Strasser warnt vor neuem Knittelfeld

Einen fliegenden Wechsel des Koalitionspartners von der FPÖ zu den Grünen wird es laut Innenminister Ernst Strasser nicht geben. "Das schließe ich aus", so Strasser. Ein Probleme für die Regierungsarbeit erwarte er nicht. Jede Partei sei für ihr Handeln aber selbst verantwortlich. Strasser: "Wir haben gesehen, was es bringt, wenn Knittelfeld erneut passieren würde und wir haben gesehen, dass Österreich eine stabile Regierung braucht."

Lob für Gorbach

Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat betonte, sie glaube nicht, dass die Regierungsarbeit von der Niederlage der FPÖ bei der EU-Wahl betroffen sein werde. Die Freiheitlichen hätten mit Ursula Haubner eine sehr gute geschäftsführende Parteiobfrau, lobte Rauch-Kallat. Auch Finanzminister Karl-Heinz Grasser betonte sein "volles Vertrauen zum FPÖ-Regierungsteam". "Hubert Gorbach als Vizekanzler macht einen sehr, sehr guten Job", lobte Grasser.

Ob Jörg Haider an die FP-Spitze zurückkehren wolle, müsse dieser selbst entscheiden, so Grasser. In Kärnten habe Haider jedenfalls ein gutes Wahlergebnis hingelegt, und zeige wie gute Regierungsarbeit umgesetzt werden könne. Bezüglich der Bundes-FPÖ zeigte sich Grasser sicher, "dass man weiterhin der stabile Partner ist, der ein ambitioniertes Reformprogramm mit uns umsetzt".

Schweitzer und Waneck: Parteivorstand abwarten

Von den FP-Regierungsmitgliedern stellten sich vor dem Ministerrat lediglich die Staatssekretäre Karl Schweitzer und Reinhart Waneck den Journalisten. Beide betonten, dass man nun einmal den Parteivorstand am Nachmittag abwarten müsse. Stellungnahmen von Parteichef Herbert Haupt und der geschäftsführende Parteiobfrau Ursula Haubner gab es nicht. (APA)