Bild nicht mehr verfügbar.

Beachtliche Flughaltung!

Foto: AP
Lissabon - Schweden hat bei der Fußball-EM in Portugal zum Auftakt der Gruppe C den beiden Ex-Europameistern Italien und Dänemark die Show gestohlen. Blau-Gelb schoss am Montag Bulgarien mit 5:0 (1:0) aus dem Jose Alvalade-Stadion von Lissabon und feuerte mit dem zweithöchsten Sieg in der Geschichte von EM-Endrunden einen kräftigen Warnschuss Richtung Italien, am Freitag nächster Gegner der Schweden, ab. Überragender Mann auf dem Platz war Henrik Larsson, der seine internationale Karriere eigentlich schon beendet hatte, sich nun aber mit einem Doppelpack inklusive Traumtor zurück meldete.

Larsson hatte nach der WM vor zwei Jahren genug. Mit 30 Jahren gab er den Rücktritt aus dem Nationalteam bekannt. Er wollte sich nur noch seinem Klub Celtic Glasgow widmen, der ihn 1997 um 750.000 Pfund von Feyenoord Rotterdam geholt hatte und bei dem er zu einem internationalen Top-Stürmer gereift war. 242 Tore in 315 Spielen sprechen für sich. Lohn unter anderem: Nominierung in die beste Celtic-Elf der Geschichte, Goldener Schuh für den besten Torschützen Europas (53 Tore) in der Saison 2000/01.

Neue Motivation durch Sohnemann

Bei Celtic hat er heuer nach sieben Jahren Schluss gemacht, für das Team fand der Torjäger, der noch keinen neuen Klub hat, aber wieder seine Motivation. Dass er für die EURO 2004 zurückgekehrt ist, wird einem älteren Mann und einem kleinen Jungen zugeschrieben. UEFA-Präsident Lennart Johansson bat brieflich um ein Comeback, mehr noch aber konnte Larsson den Bitten seines sechsährigen Sohnes Jordan nicht widerstehen.

Der Kleine wird seine Freude gehabt haben, als er am Montag seinen Vater zwei Mal beim Torjubel sah. Mit einem spektakulären Flug-Kopfball nach idealer Edman-Flanke brachte er sein Team mit 2:0 in Führung (57.), wenig später verwertete er einen Linderoth-Stangler zum 3:0. Mit dem Doppelpack innerhalb von 71 Sekunden stellte der 32-Jährige selbst Zinedine Zidane in den Schatten, der beim 2:1-Sieg der Franzosen gegen England für seine beiden Tore in der Nachspielzeit 132 Sekunden benötigte.

Ibrahimovic verhinderte Hattrick

Den möglichen Hattrick, den zweiten bei einer EM-Endrunde nach Michel Platini 1984, verhinderte ausgerechnet Larssons Sturmpartner Zlatan Ibrahimovic, der sich in der 78. Minute den Ball schnappte und per Elfmeter traf, obwohl Larsson als Schütze vorgesehen war. "Zlatan wollte den Elfer schießen, ich hatte kein Problem damit. Es ist gut, dass er auch ein Tor gemacht hat", meinte Larsson.

Auch Lars Lagerbäck konnte zufrieden bilanzieren. "Die zweite Hälfte war fast perfekt. Es ist leicht, wenn du einen wie Henrik hast", meinte der Teamchef, der mit Tommy Söderberg ein kongeniales und erfolgreiches Duo bildet. Die Vorzeichen stehen jedenfalls gut, dass Schweden im Jubiläumsjahr viel Grund zum Feiern hat. Denn der schwedische Verband begeht heuer so wie der österreichische sein 100 Jahr-Jubiläum.

Schweden - konstant Spitze

Aber während Österreich in der FIFA-Weltranglist stetig nach hinten gewandert ist und nur noch auf Rang 70 zu finden ist, haben sich die Skandinavier seit der verpassten Qualifikation für die WM 1998, als das ÖFB-Team die Schweden durch zwei 1:0-Siege aus dem Rennen warf, in der Spitze etabliert. Die Skandinavier blieben danach in Qualifikationsspielen fünf Jahre und 27 Spiele lang ungeschlagen, ehe sie im Oktober in der schon bedeutungslosen Partie gegen Lettland 0:1 verloren. Auch bei den Endrunden ist Schweden seither Stammgast, am Sonntag gewannen sie erstmals seit 46 Jahren auch ihre Auftaktpartie. Dennoch herrscht Zurückhaltung. "Es war ein großartiges Ergebnis, aber es war nur ein Spiel. Wir haben noch einen langen Weg", meinte Larsson.

Ohne Lucic gegen Italien

In ihrem zweiten Gruppenspiel am Freitag gegen Italien müssen die Schweden übrigens auf Teddy Lucic verzichten. Der Verteidiger zog sich gegen Bulgarien eine Rippenverletzung zu. (APA)