Finz: "Das Schlechteste für die ÖVP Wien, anstatt zu arbeiten, wäre jetzt eine Parteiobmanndiskussion."

foto: standard/cremer
Trotz heftiger Kritik will Finanzstaatssekretär Alfred Finz weiter Wiener ÖVP-Chef bleiben. "Das Schlechteste für die ÖVP Wien, anstatt zu arbeiten, wäre jetzt eine Parteiobmanndiskussion", sagt er zu Peter Mayr. Doch die schleichende Entmachtung von Finz ist längst eingeleitet.

***

Standard: Sind die Grünen die besseren Bürgerlichen?

Finz: Ich sehe sie nicht als bürgerliche, sondern als linke Partei. Bürgerlich sind wir.

Standard: Aber gerade in bürgerlichen Bezirken haben die Grünen besonders gewonnen.

Finz: Ja, aber deswegen sind sie vom ganzen Programm her keine bürgerliche Partei.

Standard: Was steckt hinter dem, wie Sie selbst sagen, "Erfolgsgeheimnis" der Grünen?

Finz: Was dahinter steckt, muss man sich genau anschauen. Sie machen sehr viel Basisarbeit, reden viel mit den Leuten, das ist, was ich als "Erfolgsgeheimnis" betrachte. Sie können natürlich gefahrloser Oppositionspolitik machen.

Standard: Die ÖVP redet nicht mit den Leuten?

Finz: Offensichtlich gelingt es den Grünen besser, mit ihren Themen durchzukommen. Sie sind natürlich als junge Partei attraktiv, sie kommen mehr durch, sie finden mehr Gehör.

Standard: Hat in Ihrem Umfeld jemand Grün gewählt?

Finz: Ich kenne niemanden.

Standard: Sie werden als Landesparteichef stark angegriffen. Wollen Sie bleiben?

Finz: Selbstverständlich. Man kann ja nicht beim ersten Wind umfallen.

Standard: Auch bei der Bundespräsidentenwahl setzte es eine Schlappe in Wien.

Finz: Da gebe ich aber Wien nicht die Schuld. Wenn man das schwarz-blaue Potenzial in allen Bundesländern vergleicht, dann sind wir genau im Schnitt gelegen. Bei der EU-Wahl ist Wien als Einziger hinten gelegen. Das Schlechteste für die ÖVP Wien, anstatt zu arbeiten, wäre jetzt eine Parteiobmanndiskussion.

Standard: Die gibt es: Raiffeisen-Generalsekretär Ferry Maier steht zur Verfügung.

Finz: Ich weiß nicht, ob das ernst gemeint war. Maier war Landesparteisekretär 1988 und ist abgetreten, nachdem die ÖVP bei der Gemeinderatswahl sechs Prozent verlor.

Standard: Er war also genauso nicht erfolgreich.

Finz: Er hat die gleichen Probleme gehabt wie wir jetzt. Außerdem verstehe ich nicht, warum er eine Personaldebatte eröffnet, anstatt zu sagen, was man anders machen soll.

Standard: Mit Johannes Hahn gibt es ja auch noch einen weiteren Nachfolgekandidaten.

Finz: Es wäre dumm, wenn man nicht für einen Nachfolger sorgt und ein personelles Chaos hinterlassen würde.

Standard: Wollen Sie als Wiener ÖVP-Spitzenkandidat 2006 ins Rennen gehen?

Finz: Es ist viel zu früh, darüber nachzudenken. Jetzt muss einmal das EU-Wahlergebnis analysiert werden.

Standard: Haben Sie genügend Rückhalt von der Bundes-ÖVP?

Finz: Ich habe mit Parteichef Wolfgang Schüssel einen sehr guten Ratgeber. Ich fühle mich nicht in Stich gelassen.

Standard: Und bei der Wiener Landespartei?

Finz: Wir müssen einmal alle Ursachen ergründen.

Standard: Ihre Rüge für die Funktionäre . . .

Finz: Das war doch keine Rüge. Es gibt in vielen Bezirken von den Funktionären eine sehr gute Mitarbeit - in anderen Bezirken funktioniert das aber nicht so gut.

Standard: Wen meinen Sie da?

Finz: Das berede ich intern.

Standard: Was geschieht am 24. Juni am Landesparteivorstand?

Finz: Die Sitzung wird ganz normal wie alle anderen Landesparteivorstände ablaufen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.6.2004)