Berlin - Der Verteidigungsausschuss des deutschen Bundestags hat eine Entscheidung über die weitere Beschaffung der Kampfflugzeuge Eurofighter auf Ende Juni verschoben. Das verlautete aus dem Gremium am Mittwoch in Berlin. Um das Milliarden-Projekt sind nach erneuter Kritik des Bundesrechnungshofes wieder Diskussionen entflammt. Der SPD-Politiker Rainer Arnold sagte der "Financial Times Deutschland", es gebe keinen Grund zur Eile. Bei Vertragsunterzeichnung im Sommer könne immer noch grünes Licht gegeben werden.

Zuvor hatte laut Presseberichten bereits der Bundesrechnungshof den Haushaltsausschuss des Bundestages eindringlich vor einer Freigabe neuer Eurofighter-Mittel gewarnt. Die Rechnungsprüfer rieten den Haushaltspolitikern in einem vertraulichen Papier, neue Mittel erst zu billigen, wenn klar sei, welches Entwicklungsergebnis bisher tatsächlich erreicht sei, hatte es demnach geheißen.

Hersteller warnen vor Zusatzkosten

Unterdessen warnten die Hersteller vor Zusatzkosten in Milliardenhöhe als Folge einer Verzögerung. "Unser Ziel ist, dass der Vier-Nationen-Vertrag für die Tranche Zwei bis zum Juli unterschrieben ist", sagte der Chef der EADS-Militärflugsparte, Johann Heitzmann, der "FTD" vom Mittwoch. "Sonst droht eine Unterbrechung der Serienfertigung mit jährlichen Kosten von 1,5 Milliarden Euro für das Flugzeug und 500 Millionen Euro bei den Triebwerken." Bereits jetzt seien bei Bauteilen mit langen Vorlaufzeiten fast alle zeitlichen Streckungsphasen ausgereizt, so dass es keine mehrmonatigen Verzögerungen bis Herbst geben dürfe.

Nach einem Bericht der Tageszeitung "Welt" könnte sich die Beschaffung der zweiten Eurofighter-Tranche auch wegen technischer Probleme mit den bereits gelieferten Maschinen verzögern. Wie das Blatt in seiner Mittwochsausgabe berichtete, waren am Dienstagmorgen von den sechs in Rostock-Laage stationierten Maschinen zwei nicht einsatzbereit. Die anderen vier hätten wegen fehlender Ersatzteile am Boden gestanden. Die Bundeswehr hatte den Angaben zufolge Ende April die ersten Maschinen aus der ersten Tranche erhalten, die aus 44 Maschinen besteht.

Berlin nennt Stückpreise

In der vieldiskutierten Frage der Eurofighter-Kosten hat das deutsche Verteidigungsministerium nunmehr Zahlen genannt. Die Stückpreise - insgesamt geht es um 180 Eurofighter - sind in jeder der drei Tranchen unterschiedlich und werden von Tranche zu Tranche niedriger.

In der ersten Tranche - sie umfasst 44 Maschinen - kostet jedes Flugzeug 49,7 Millionen Euro. In der zweiten Tranche (68 Maschinen) sind pro Flugzeug 44,0 Millionen Euro zu bezahlen. In der dritten Tranche (ebenfalls 68 Stück) werden 36,7 Millionen Euro pro Gerät fällig. Dabei handelt es sich um reine Gerätepreise und nicht um "Systempreise". Das heißt, Vollausstattung, Ausbildung, Ersatzteile, Serienvorbereitung, Dokumentation, Bewaffnung etc. kommen noch dazu.

Insgesamt geht es um 180 Stück für die deutsche Bundeswehr. An dieser Bestellung will das Verteidigungsministerium festhalten. Dafür werden 85 Tornados vorzeitig ausgesondert. Der Lieferzeitraum für alle drei Tranchen zieht sich über 15 Jahre hin.

"Klarstand"

Von den bisher gelieferten Maschinen, die in Laage bei Rostock stationiert sind, stehen im Durchschnitt nur vierzig Prozent einsatzbereit. Diesen "Klarstand" gab das Verteidigungsministerium in Berlin bekannt. Das bedeutet, dass durchschnittlich drei bis vier Eurofighter fliegen können. "Diese Zahl schwankt aber von Tag zu Tag", betont ein Sprecher des Ministeriums. "Manchmal sind es auch nur zwei, manchmal sind es fünf." Dieser "Klarstand" sei jedoch ein "hervorragendes Ergebnis".

Der deutsche Bundesrechnungshof hält die bisherigen Probleme mit den Maschinen aus der ersten Tranche aber für so gravierend, dass er "nicht erkennen kann, wie bei Beschaffung der zweiten Tranche verlässlich verhindert werden soll, dass sich diese Probleme fortsetzen". Demgegenüber äußerte sich das deutsche Verteidigungsministerium in einem Gespräch mit Journalisten: Solche Anlaufprobleme seien nicht unüblich und kämen auch bei den anderen drei beteiligten Nationen (Großbritannien, Italien und Spanien) vor.

Österreich soll ab 2007 18 Eurofighter aus der zweiten Tranche bekommen. (APA)