Die serbischen Behörden haben derartige Aussagen der Chefanklägerin wiederholt als unzutreffend zurückgewiesen. Wie sie dies begründen, ist allerdings unklar. Die sich hinauszögernden Festnahmen von Mladic, dem früheren Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadzic, sowie des kroatischen Generals Ante Gotovina könnte laut jüngsten Warnungen aus dem Tribunal dazu führen, dass sich die Arbeit des UNO-Gerichtes über die geplante Frist hinaus - bis 2008 sollen alle Prozesse abgeschlossen, bis 2010 alle Berufungsverfahren beendet werden - verlängert.
Meldung aus Russland
Der vor drei Jahren untergetauchte serbische Polizeigeneral Vlastimir Djordjevic, der im Oktober vor dem Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal gemeinsam mit den Generälen Nebojsa Pavkovic, Vlastimir Lazarevic und Sreten Lukic wegen Kriegsverbrechen im Kosovo angeklagt wurde, hat sich nun offenbar aus Moskau gemeldet. In einem Schreiben an die Belgrader Wochenzeitschrift "Nedeljni telegraf" begründete Djordjevic seine Flucht aus dem Land im Mai 2001 mit der Absicht der Behörden, ihn festzunehmen und vor dem Haager Tribunal gegen den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic aussagen zu lassen.
Zu jenem Zeitpunkt befand sich Milosevic allerdings noch immer in einem Belgrader Gefängnis. Seine Überstellung an das Haager Tribunal schien damals nicht sicher. In seinem Schreiben erklärte sich Djordjevic nun bereit, sich vor "irgendeinem heimischen Gericht" zu verteidigen.
Anklage
Djordjevic bekleidete unter Milosevic von 1997 bis 2000 das Amt des stellvertretenden Innenministers. Er soll im Frühjahr 1999, zu Beginn der NATO-Luftangriffe gegen das damalige Jugoslawien, von Milosevic den Auftrag erhalten haben, Spuren von Kriegsverbrechen in der südserbischen Provinz zu beseitigen. Mit dieser Anweisung werden mehrere Massengräber in Verbindung gebracht, die nach der politischen Wende im Oktober 2000 auf zwei Polizeiübungsplätzen im Belgrader Vorort Batajnica und Petlovo Brdo bei Kladovo (Ostserbien) sowie an der serbisch-bosnischen Grenze am Perucac-See gefunden wurden. Bei den mehr als 900 exhumierten Leichen dürfte es sich mehrheitlich um Kosovo-Albaner handeln.