Graz – Wer sich an der Sonne erfreut, sollte auch an die negativen Folgen einer zu langen Sonneneinwirkung denken – und seine Haut auf auffällige Veränderungen untersuchen lassen. Dabei gilt es nicht nur Veränderungen von Muttermalen zu beachten. Zu den häufigsten Präkanzerosen – Vorkrebserkrankungen, die noch kein bösartiges Geschwulst darstellen, aber bei Nichtbehandlung in ein Karzinom übergehen können – ist beispielsweise die aktinische Keratose, so Helmut Kerl, Vorstand der Grazer Uni-Klinik für Dermatologie am Mittwoch im Pressegespräch.
Aktinische Keratose
"Die großen Drei der Haut-Karzinome sind das Melanom , das Basalzell-Karzinom und das Plattenepithel-Karzinom einschließlich der aktinischen Keratose", so Kerl. Die aktinische Keratose sei an sich nicht gefährlich – wohl aber könne sich aus ihr ein Plattenepithel-Karzinom, das vor allem in die Tiefe wächst, entwickeln. Dieser knotige Tumor sollte so früh wie möglich erkannt werden, da es in der Spätphase auch Tochterabsiedelungen in anderen Organen setzen kann.
Bei der aktinischen Keratose handelt es sich um hautfarbene bis rötliche Flecken an besonders sonnenexponierten Stellen wie Stirn, Gesicht und Handrücken, die von zarten, weißlichen Schuppen bedeckt sind und eine rauhe Oberfläche aufweisen. "Man schätzt, dass jeder Zweite über 60- Jährige aktinische Keratosen entwickelt", so Kerl.
Zwei neue Therapiemethoden
Die Behandlung der Keratosen sei durch zwei neue Therapiemethoden, die ohne chirurgische Eingriffe auskommen, relativ einfach, erläuterte die Grazer Dermatologin Ingrid Wolf: Zum einen gebe es eine Creme mit dem Wirkstoff Imiquimod, der nach dem Auftragen eine Aktivierung des Immunsystems durch Freisetzung von Wachstumsfaktoren aus dem natürlichen und dem erworbenen Immunsystem hervorruft. "Die neue Behandlungsmethode ist sehr erfolgreich. Auch werden ausgezeichnete kosmetische Resultate erzielt und ein chirurgischer Eingriff vermieden", sagte die Medizinerin.
Fotodynamische Therapie
Eine weitere Methode zur Behandlung von aktinischen Keratosen aber auch Basaliomen, die häufigste Form des Hautkrebses mit mehreren Knötchen, die zu einem größeren Knoten verschmelzen und Haut, Untergewebe, Knorpel und sogar Knochen zerstören können, ist die so genannte fotodynamische Therapie mit Aminolävulinsäure. Diese im Körperstoffwechsel vorkommende Substanz wird ebenfalls in Cremeform aufgetragen.
"Die Tumorzellen wandeln dann durch eigene Stoffwechselvorgänge die Säure kontinuierlich und selektiv in einen Blutfarbstoffvorläufer (Porphyrin) um", erläuterte der Grazer Dermatologe Peter Wolf. Die Porphyrin-Aktivierung durch Bestrahlung mit hochintensiven Lichtquellen, Lasern oder LEDs führe über eine Sofortreaktion zur Bildung aggressiver Sauerstoffradikale und in der Folge zur selektiven Zerstörung des Tumorgewebes. Die Rückbildungsraten nach einmaliger Behandlung lägen bei 80 bis 90 Prozent. (Apa)