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Haider und Haupt werden von Klestil ausgezeichnet

foto: ap/zak
Wien – Wer es lang genug im Amt aushält, wird belohnt. Herbert Haupt zum Beispiel: Er gehört seit Oktober 2000 der Bundesregierung an – und das wurde ihm am Mittwoch mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande gedankt. Das ist die höchste Auszeichnung, die die Republik an Menschen zu vergeben hat, die nicht Staatsoberhäupter sind. Dabei ist Haupt – weil er bei der schwarz-blauen Regierung nicht von Anfang an dabei war – eigentlich ein Nachzügler: Seine länger gedienten Kollegen durften sich schon im letzten Herbst beim Bundespräsidenten um den Orden anstellen.

Wobei es feine Abstufungen gibt, die die Sachbuchautorin Elisabeth Horvath in ihrem neuesten Werk "Orden & Titel in Österreich" (Kremayr & Scheriau, Wien 2004, 176 Seiten, 18,50 Euro) dargestellt hat: "Das österreichische Ordenswesen ist ein Klassensystem. Die Abstufungen und Ränge der Dekorationen produzieren soziale Klassen in der Gesellschaft. Wer zu welcher Klasse gehören soll, entscheiden jene Parteien, die an der Macht sind. Knapp vor der Wahl wird noch einmal kräftig verteilt."

Natürlich nach gewissen Regeln: Den Groß-Stern gibt es nur für Staatsoberhäupter und gekrönte Häupter, in seltenen Fällen auch für deren Ehepartner. Das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande schmückt Nationalratspräsidenten, die Präsidenten des Rechnungshofes, Bundeskanzler und Bundesminister, langjährige Volksanwälte und bedeutende ausländische Botschafter – nach einer gewissen Frist, in der angenommen wird, dass sie Verdienste um die Republik erworben haben.

Silber für Haider

Auch Landeshauptleuten kann des Große Goldene Ehrenzeichen am Bande umgehängt werden – aber erst nach langer Funktionsdauer. Bei Jörg Haider ist es offenbar noch nicht lange genug, er bekam am Mittwoch nur das Große Silberne Ehrenzeichen am Bande (das außer Landeshauptleuten noch Staatssekretären, dem Zweiten und Dritten Präsidenten des Nationalrats, langjährigen Präsidenten von Landtagen und des Bundesrats verliehen wird).

Dann heißt es warten. Denn zwischen der Verleihung von zwei Auszeichnungen des Bundes müssen fünf Jahre verstreichen. Und: Es wird immer nur eine höhere Auszeichnung verliehen, weshalb Horvath allfälligen Interessenten (von denen es Tausende geben dürfte) rät, sorgsam zu planen: Wer zu früh eine zu hohe Auszeichnung erhält, bekommt vielleicht keine weitere mehr – und kann die Frackbrust beim Opernball nicht entsprechend schmücken.

Dafür kann man zwischendurch andere Ehrungen abgrasen: Bei Auszeichnungen von Bundesländern beträgt die so genannte "Interkalar"-Frist, die zwischen Ordensverleihungen verstreichen muss, typischerweise nur drei Jahre (was nicht in allen Ländern gleich gehandhabt wird).

Elisabeth Horvath verweist darauf, dass man – ein entsprechendes Netzwerk von einflussreichen Freunden, die einen für eine Auszeichnung vorschlagen, vorausgesetzt – in mehreren Ländern auf die eigenen Verdienste aufmerksam machen kann, wobei die Auszeichnungen typischerweise fein abgestuft nach dem politischen oder dienstlichen Rang und der besonderen Leistung (Lebensretter und Katastrophenhelfer bilden eine eigene Kategorie) vergeben werden. Zudem gibt es etwa in Salzburg einen "Ring des Landes", der jährlich nur an zwei Personen vergeben wird.

Wird jemand für einen Orden vorgeschlagen (was gelegentlich auch ohne eigene Ini^tiative des Geehrten passiert), werden einerseits Gutachter beauftragt, die die Verdienste beurteilen sollen – andererseits wird der zu Ehrende gefragt, ob er die Auszeichnung auch anzunehmen gedenkt.

Zurückgeben kann man das Ehrenzeichen immer noch – etwa aus Protest, wenn es jemand anderer auch bekommt, den man selber nicht für würdig hält. Das kommt aber äußerst selten vor; ebenso selten wie Ehrenzeichen aberkannt werden, wie etwa jenes für den Spiegelgrund-Arzt Heinrich Gross. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.6.2004)