Die von Otto Hans Ressler im Katalogvorwort geschilderte Anekdote ist eine jener, die im Rückblick stets von einem Seufzer begleitet werden. Ja, damals hätte man zugreifen sollen. Und ja, solche Gelegenheiten gibt es noch immer - genauso wie die versäumten Chancen. Man muss nur genug Selbstvertrauen in den eigenen Geschmack besitzen.
Nein, etwaigen Trends muss man sich nicht anschließen. Die von Experten getroffene Auswahl ist zumindest eine Qualitätsgarantie, Wertsteigerungen entscheidet ohnedies einzig der Markt. Knapp 800 Positionen gelangen am 22. und 23. Juni "im kinsky" zur Versteigerung. Und obwohl es die 50ste ist, läuft das Business "as usual", man bietet eine breite Palette für jeden Geschmack. Im Angebot stehen die Sparten Gemälde, Zeitgenössische Kunst, Antiquitäten und Jugendstil. Zu den Highlights der ersten Kategorie gehören das ehemals bei Bernheimer (München) erworbene Narziss am Brunnen von Johann Georg Platzer (35.000-70.000 €) oder Biedermeierstücke wie das Aquarell der Prinzessinnen Liechtenstein, Fanny und Elise, 1835 von Josef Kriehuber (7000-15.000 €), oder Friedrich von Amerlings Schlafende junge Frau (8000-35.000 €).
Bei den Zeitgenossen locken Schnäppchen wie Kurt Kocherscheidts erweitertes Tierleben, eine Mappe mit 15 handkolorierten Lithografien (2000-4000 €) oder Ausgefallenes wie Christy Astuys beidseitig bemalter Paravent (10.000-15.000 €).
An Establishment fehlt es in dieser Sektion freilich nicht, was Maria Lassnigs Großformat Sciencefiction (110.000- 180.000 €) aus dem Jahr 1963, Valie Exports Fotoarbeit Syntagma (13.000-20.000 €) von 1983, die als Collage von Robert Rauschenberg auf Papier gebannte House Party (28.000-33.000 €) oder Lithografien Roy Lichtensteins oder Joan Mirós belegen.