Ein weiterer der von der Regierung Bush vorgebrachten Gründe für den Irakkrieg brach am Mittwoch vor einem Untersuchungsausschuss in Washington zusammen: Es gäbe "keine glaubwürdigen Hinweise, dass der Irak und Al-Kaida bei Angriffen auf die USA zusammen gearbeitet haben", hieß es in einem Bericht von Mitarbeitern der unabhängigen Kommission, die die Hintergründe der Terroranschläge vom 11. September 2001 untersucht.

Osama Bin Laden habe zwar eine "mögliche Kooperation mit dem Irak während seiner Zeit im Sudan ausgelotet", heißt es in dem Bericht. Tatsächlich aber geschah dies auf Drängen der sudanesischen Regierung, die Bin Laden Anfang der 90er Jahre beherbergt hatte und um ihre Beziehungen zum Saddam-Regime besorgt war. Bin Laden selbst unterstützte nämlich gegen Saddam gerichtete Islamisten im kurdischen Teil des Irak. Der Al-Kaida-Führer hätte in Bagdad um Möglichkeiten für die Einrichtung Trainingslager und Hilfe beim Erwerb von Waffen gebeten, aber nie eine Antwort erhalten.

Anschläge mit zehn Jets geplant haben

Die Al Kaida plante nach Erkenntnissen des unabhängigen 9/11-Ausschusses ursprünglich Anschläge mit zehn Flugzeugen auf die USA. Terroristenführer Osama bin Laden habe sich dann aber für eine "kleinere Version" entschieden, heißt es nach US-Medienberichten in einem Ausschussreport, der am Mittwoch veröffentlicht werden sollte.

Pentagon "unvorbereitet"

Die 9/11-Kommission kam auch an anderer Stelle zu brisanten Erkenntnissen. Das Pentagon sei am 11. September 2001 "katastrophal unvorbereitet" für Terroristenanschläge gewesen, berichtet die New York Times Mittwoch: Hätten das US-Luftverteidigungskommando (Norad) und die Luftfahrtsbehörde (FAA) entsprechend rasch reagiert, hätte die Attacke auf das Pentagon, 50 Minuten nach dem ersten Einschlag ins World Trade, möglicherweise verhindert werden können. Die letzten öffentlichen Hearings der so genannten 9/11 Kommission fanden gestern, Mittwoch, und heute Donnerstag in Washington statt. Donnerstag sollen der ehemalige Norad-Kommandant Ralph E. Eberhart sowie der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte, Richard Myers, vor der Kommission aussagen.

Parteipolitik

Als sicher gilt, dass der endgültige Bericht, der Ende Juli erwartet wird, scharfe Kritik am FBI und dem CIA üben und eine umfassende Reorganisation der US-Geheimdienste vorschlagen wird. Aus parteipolitischen Gründen - die Kommission besteht aus fünf Demokraten und fünf Republikanern - und um einen einstimmigen Bericht zu liefern, könnte jedoch der Endbericht beträchtlich abgeschwächt werden. (APA/dpa/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.6.2004)