Wien - Herr Jie W. ist auch Mittwochmittag noch immer empört: über einen Polizeieinsatz im Chinarestaurant seines Vaters, der in der Nacht zuvor eskaliert war und mit drei Verletzten endete. Aus der Sicht von Herrn W. ein völlig unverhältnismäßiger Einsatz von Polizeigewalt, hinter dem er rassistische Motive vermutet. Einsatz Begonnen habe der Einsatz im Wiener Gemeindebezirk Donaustadt damit, dass 20 bis 25 Beamte von Polizei und Finanz auf der Suche nach Schwarzarbeitern in das Lokal kamen, berichtet der junge Mann. Eine Abwäscherin wurde ohne Ausweis angetroffen und sollte von der Polizei mitgenommen werden. Zusätzlich vermuteten die Beamten, dass in der Privatwohnung über dem Restaurant ein Bad im Pfusch verfliest wird, und drohten mit einer Anzeige. Darstellung der Betroffenen

"Mein Vater, der nur wenig Deutsch spricht, versuchte dann vor dem Lokal die Situation zu erklären", erzählt Jie W. gegenüber dem STANDARD. "Er wollte ihnen verdeutlichen, dass das Bad keineswegs frisch verfliest war und dass der österreichische Lebensgefährte der Abwäscherin sofort kommen und den Ausweis mitbringen könne."

Nach der Darstellung der Betroffenen wollten die Beamten davon jedoch nichts wissen und mit ihren Autos wegfahren. Dann soll der 47-Jährige beim Versuch, sie aufzuhalten, den Außenspiegel eines Fahrzeugs weggebogen haben. Die Folge: Die Wagen stoppten, und "vier bis fünf Polizisten haben meinen Vater zu Boden gedrückt, auf ihn eingeschlagen und sich auf seinen Kopf gekniet", schildert W. weiter. Auch zwei seiner Brüder sowie ein Angestellter, die zu Hilfe kommen wollten, seien zu Boden gedrückt und verletzt worden. "Widerstand gegen die Staatsgewalt"

Sein Vater sei schließlich wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen und bis Mittwochmittag in Haft gesteckt worden - wo er nochmals geschlagen worden sein soll. Einer seiner Brüder, der derzeit den Grundwehrdienst absolviert, werde mittlerweile stationär im Heeresspital behandelt.

Für Jie W. ist klar, dass mit einem "österreichischen Restaurantbesitzer nie so umgegangen wird". Auch andere chinesische Wirte hätten sich bereits über schikanöse Amtshandlungen beklagt, der Frust sei so groß, dass in Zukunft sogar eine Demonstration geplant sei. Ermittlungen im Gang Bei der Polizei bestätigt man, dass die Amtshandlung mit einer Festnahme geendet habe und interne Ermittlungen über die Vorfälle im Gange seien. Spätestens am Donnerstag will man der Staatsanwaltschaft Bericht erstatten, bis dahin könne man keine näheren Auskünfte geben. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2004)