Wien - Derzeit ist eine Personalrochade in der Wiener Parteipolitik im Gang, deren Ausmaß nicht alle Tage zu beobachten ist: Alle vier Landtagsparteien bringen sich mit neuen Repräsentanten - und damit für die Gemeinderatswahl 2006 - in Stellung. Bei SP, VP und Freiheitlichen hat sich die Veränderung bereits vor Monaten abgezeichnet. Die Spekulationen um die Zukunft der Wiener Volkspartei haben nun eins klar gemacht: Der bisheriger Stadtrat (ohne Portefeuille) und Gesundheitssprecher Johannes Hahn wird neuer Parteichef - oder zumindest ein weiterer. Der jetzige Obmann Alfred Finz bekommt Hahn als "geschäftsführenden Obmann" zur Seite gestellt. Nächste Woche soll der Landesparteivorstand zustimmen. Bereits vor einem Jahr hat sich Hahn im Standard-Exklusivinterview als "Angebot an liberal-urbane Wähler" positioniert. Heute ist es für ihn "logische Folge" auch als Spitzenkandidat für die Wahl 2006 nominiert zu werden - mit der Hoffnung auf bessere Ergebnisse als bei der EU-Wahl (die Grünen haben die VP auf Platz drei verdrängt). Mit der Nominierung Hahns tendieren die Chancen von Raiffeisen-Generalsekretär Ferry Maier die Wiener VP übernehmen zu können, gegen Null. Maier: "Ich habe der Partei ein Angebot gemacht, wenn sie es nicht annimmt, ist der Fall erledigt." Es heißt aber auch, dass Finz und Maier miteinander nicht können und Maiers Forderungen für die Arbeit an der Parteispitze unerfüllbar waren. SPÖ schweigt laut Am lautesten ist das Stillschweigen über neue Kandidaten derzeit in der SPÖ. Wer ab nächster Woche das Gesundheits-, das Umwelt-, und das Frauenressort übernehmen wird, darüber wird ebenso spekuliert, wie darüber, ob die Ressorts nicht gleich umgebaut werden. Die Namen derer, die ein Amt übernehmen sollen: Andrea Kuntzl, Ulli Sima und Renate Brauner. "Heikle Phase" Nationalratsabgeordnete Kuntzl hielte es für eine "ehrenvolle Aufgabe" ins Land Wien berufen zu werden, aber geredet habe niemand mit ihr. Sima will "in dieser heiklen Phase" zu einer möglichen Karriere als Umweltstadträtin nichts sagen. Brauner will "theoretische Fragen" über einen Wechsel ins Gesundheitsressort "konkret erst beantworten, wenn die Beschlüsse vorliegen". Und Beschlüsse fasst in der SP nun einmal der Bürgermeister, ehe er sie den Gremien vorlegt. Kommenden Dienstag könnte er das neue Team vorstellen und Häupl hat bereits angekündigt, dass er dann mit diesem in die Wahl gehen wird. Grüne entscheiden Die Grünen entscheiden am Sonntag wer - statt bisher Christoph Chorherr - an ihrer Spitze stehen wird. Es gilt als sicher, dass sie Maria Vassilakou, bisher Stadträtin und Minderheitensprecherin, zur Chefin machen werden. Sie wird die Grünen auch in die Landtagswahl führen. In der FP wurde der Chefwechsel bereits vollzogen. Heinz-Christian Strache hat von Hilmar Kabas ("Spitzelaffäre") die Partei übernommen. Er galt seit langem als Nachfolger, auch wenn er innerparteilich wegen seiner scharfen Rhetorik umstritten ist. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2004)