Riad - Offensichtlich auf der Suche nach dem in
Saudiarabien entführten US-Bürger haben saudiarabische
Sicherheitskräfte in der Nacht zum Donnerstag mehrere Wohnviertel in
Riad durchkämmt. Die Behörden hätten Häuser im Südwesten und Norden
der saudiarabischen Hauptstadt durchsucht, berichteten Augenzeugen.
Computer und Fernsehgeräte seien beschlagnahmt worden, Festnahmen
habe es jedoch zunächst nicht gegeben.
Eine mutmaßliche El-Kaida-Gruppe hatte in einer am Mittwoch
veröffentlichten Videobotschaft mit der Ermordung der US-Geisel Paul
Johnson gedroht, sofern nicht binnen 72 Stunden alle
Gesinnungsgenossen aus Gefängnissen in Saudiarabien freigelassen
würden. Die Regierung in Riad schloss Verhandlungen aus.
Der 49-jährige Luftfahrtingenieur Johnson war am Samstag entführt
worden. Das Video zeigte ihn mit verbundenen Augen und teilweise
zerrissenem T-Shirt, so dass eine Tätowierung auf seiner Schulter
sichtbar wurde.
In jüngster Zeit häufen sich Angriffe auf Ausländer in
Saudiarabien. Am Tag von Johnsons Entführung wurde ein weiterer
US-Bürger in Riad getötet. Am vorvergangenen Sonntag wurden in Riad
zwei BBC-Journalisten von mutmaßlichen Extremisten angegriffen; ein
irischer Kameramann wurde getötet, sein britischer Kollege
lebensgefährlich verletzt. Vier Tage zuvor wurde ein US-Soldat in
Riad beschossen und verletzt. An Pfingsten wurden bei Angriffen und
einer Geiselnahme in Al Khobar 22 Menschen getötet. Am 22. Mai wurde
ein deutscher Angestellter der Saudi Arabia Airlines in Riad
erschossen. Am 1. Mai wurden am Ölhafen Yanbu sechs westliche
Ausländer getötet. (APA)