Bagdad - Angesichts täglicher Anschläge und Gefechte schließt der irakische Innenminister Falah Hassan al Nakib die Verhängung des Kriegsrechts nicht aus. "Wenn es sein muss, werden wir es ohne zu zögern machen", sagte er zu dem Anschlag auf ein Rekrutierungsbüro mit 35 Toten und 145 Verletzten vom Donnerstag. Die letzte Entscheidung darüber habe der Ministerpräsident.

Verteidigungsminister Hasem al Shalan kündigte zugleich ein hartes Vorgehen gegen Aufständische und Terroristen an. "Wir werden die Hände dieser Leute abschlagen, wir werden ihnen wenn es sein muss die Kehlen durchschneiden", sagte er. "Wir werden diejenigen, die den irakischen Streitkräften beitreten wollen, schützen und einen sicheren Ort für sie finden, wo sie sich bewerben können." Der Anschlag vom Donnerstag war bereits der zweite auf das Rekrutierungsbüro in der Nähe des Flughafens Muthanna. Im Februar waren dort bei einem Angriff 47 Menschen getötet worden.

Japan bleibt

Japan wird sich auch nach der Machtübergabe in Bagdad an einer multinationalen Truppe für den Irak beteiligen. Einen entsprechenden Plan billigte das Kabinett in Tokio am Freitag, wie ein Regierungssprecher mitteilte. Japan stellt derzeit 550 Soldaten, die in der südirakischen Stadt Samawa stationiert sind. Sie sollten auch als Teil der von der UNO gebilligten multinationalen Truppe bleiben, sagte Regierungssprecher Hiroyuki Hosoda. Die japanischen Soldaten würden unter japanischem Oberbefehl stehen und sich nicht an Kampfhandlungen beteiligen. Die pazifistische japanische Nachkriegs-Verfassung verbietet Gewaltanwendung in internationalen Konflikten.

Der US-Senat stimmte unterdessen gegen den Willen der Regierung mit großer Mehrheit und über die Parteigrenzen hinweg für die Aufstockung des US-Heeres um 20.000 Soldaten. Zuvor hatte auch schon das Repräsentantenhaus den gleichen Beschluss gefasst. Der republikanische Senator John McCain erklärte, der Mangel an Soldaten sei ein Grund dafür, weshalb die USA die Gewalt im Irak nach dem Ende der Hauptkampfhandlungen nicht stoppen konnten. "Wir hatten nicht genug Leute auf dem Boden, und jetzt bezahlen wir einen sehr, sehr hohen Preis für den unglaublichen Fehler seitens der zivilen Führer im Pentagon und in der Regierung", erklärte er. Die Kosten für die Erhöhung der Heeresstärke auf 502.400 Mann werden auf 1,7 Milliarden Dollar (1,41 Mrd. Euro) geschätzt.

Mehrere Tote

Bei Kämpfen zwischen der US-Armee und Rebellen nördlich von Bagdad sind Anwohnern und der US-Armee zufolge mehrere Iraker getötet worden. Die Kämpfe hielten am Freitag den zweiten Tag in Folge an. Sie seien am Vortag ausgebrochen, nachdem eine US-Patrouille einen Angriff erwidert und mehrere Angreifer getötet habe, teilte die US-Armee mit, ohne Zahlen zu nennen. Die Patrouille sei südlich von Bakuba mit Panzerfäusten und Handfeuerwaffen beschossen worden. Bakuba ist mehrheitlich von Sunniten bewohnt und liegt in einem Gebiet, in dem die US-Armee häufig angegriffen wird. Vor wenigen Tagen waren in der Region drei US-Soldaten bei einem Raketenangriff auf ihren Stützpunkt getötet worden.

Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz sagte in Mossul, die US-Truppen im Irak würden nach dem 30. Juni die Übergangsregierung bei dem Versuch unterstützen, die Sicherheitslage zu verbessern. "Die irakischen Sicherheitskräfte sind noch nicht soweit, diese Aufgabe zu erfüllen", sagte er. (APA/AP/Reuters)