Rudi Völler dürfte auf ein 4-4-2-System setzen: "Wir müssen ein bisschen mehr Torgefahr entwickeln."

Porto - Deutschland - Lettland, das Spiel Nummer 15 der Fußball-EM in Portugal, ist auf dem Papier eine Einser-Bank. Auf der einen Seite der dreifache Europameister und aktuelle Vize-Weltmeister, auf der anderen der EM-Debütant. Was soll da schief gehen? DFB-Teamchef Rudi Völler bricht seine für die Niederländer (1:1) gemischte Beton-Abwehr und will den zweiten Gegner in der Gruppe D am Samstag im Bessa-Stadion in Porto im Sturm erobern. Kevin Kuranyi dürfte im Angriff durch Fredi Bobic Verstärkung erhalten.

Völler fordert mehr Torgefahr

Für Bobic muss aus dem Mittelfeld wohl Frank Baumann weichen, womit man vom 4-5-1 wieder zum 4-4-2-System zurückkehrt. "Wir müssen ein bisschen mehr Torgefahr entwickeln", begründet Völler, der den nötigen Erfolg zum Weiterkommen in der "Hammer"-Gruppe fordert. Während dem Teamchef nach dem 3:1 und 3:0 im insgesamt dritten Duell mit den Balten schon ein knapper Sieg genügen würde, weckt Kuranyi Hoffnungen auf mehr. "Ich glaube, wir müssen mehr Druck machen und viele Tore schießen."

Bobic ist jedenfalls geladen für seinen Einsatz. "Die Letten stehen knochenhart hinten drin, das wird nicht einfach. Ein schnelles Tor würde uns enorm helfen", sagt der 32-jährige Hertha-Spieler. Durch drei Tore des Sturm-Duos Kuranyi-Bobic lösten die Deutschen in den letzten zwei Quali-Spielen gegen Schottland (2:0) und Island (3:0) die EM-Fahrkarte nach Portugal. Für Völler wird der Gang gegen den vermeintlichen leichtesten Gegner in der Nachmittagshitze zum absoluten Charakter-Test.

"Wir werden mehr Ballbesitz haben, darum müssen die Spieler auch ihre spielerischen Qualitäten ausspielen", sagt der DFB-Feldherr, der seinen Schützlingen am Mittwoch einen freien Tag gegeben hatte, um die Akkus wieder aufzuladen. Die Letten hätten im Auftaktspiel gegen Tschechien (1:2) beeindruckt. Auch wenn sie defensiv ausgerichtet seien, "haben sie ihre große Stärke in der Offensiv-Bewegung. Da müssen wir höllisch aufpassen. Es wäre fatal, den Gegner zu unterschätzen", warnt Völler vor dem Ex-Admiraner Astafjews und Co.

Lettland zwischen Respekt und Stolz

Der EM-Neuling zeigt sich vor seinem zweiten Auftritt in einer Mischung aus Respekt vor dem Gegner und Stolz auf die bisher erbrachte Leistung. Immerhin verfolgten 42 Prozent der Bürger im Land des Eishockeys und des Basketballs die Vorstellung gegen Österreichs ehemaligen EM-Quali-Gegner. "Wir merken jetzt, dass wir auch eine Fußball-Mannschaft besitzen", lautet der Grundtenor in der Heimat.

Wladimir Serbin, der für den lettischen Verand beim 1:1 im Drachen-Stadion zwischen Deutschland und den Niederlanden spioniert hatte, sagte über den kommenden Goliath: "Zum Schluss haben auch die Deutschen gezeigt, dass sie nicht aus Eisen sind." Trainer Aleksandrs Starkows legte in der Zeitung "Diena" (Der Tag) noch einen drauf: "Jede Maschine hat manchmal Defekte - das deutsche Spiel hat seine Schwächen." Ob Jens Nowotny eine mögliche Achillesferse sein könnte, stand noch nicht fest. Der Bayer-Abwehrspieler klagt über Schmerzen im zwei Mal operierten rechten Knie und trainierte am Freitag nicht voll mit. (APA/dpa/Reuters)

Samstag:
  • Lettland - Deutschland (Bessa-Stadion in Porto, 18 Uhr MESZ, Schiedsrichter Mike Riley/England):
    Lettland: Kolinko - Isakows, Stepanows, Zemlinskis, Blagonadezdins - Bleidelis, Pahars, Astafjews, Rubins - Prohorenkows, Verpakowskis
    Deutschland: Kahn - Friedrich/Hinkel, Wörns, Nowotny/Friedrich, Lahm - Schneider, Hamann, Ballack, Frings - Kuranyi, Bobic Bilanz: zwei Länderspiele - zwei deutsche Siege (6:1 Tore)