1989: Warnende Worte des damaligen ORF-Generalsekretärs, späteren ORF-Generalintendanten und nun Chefs des privaten TV-Riesen RTL Group, Gerhard Zeiler: Die Aufhebung des ORF-Monopols brächte zwangsläufig die Aufgabe "des kulturellen Bewusstseinsstandes in Österreich mit sich".
Anfang der 90er Jahre: "Krone"-Chef Hans Dichand ist für eine Privatisierung eines ORF-Kanals. Die FPÖ - zu dieser Zeit in Opposition - präsentiert einen Gesetzesentwurf für Privat-TV. Der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) äußert 1993 Überlegungen "in Richtung der Öffnung eines dritten Fernsehkanals für Private": Er "spüre, dass ein beachtliches Interesse für Privat-TV vorhanden ist".
November 1993: Paukenschlag aus Straßburg. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt Österreich wegen eines Verstoßes gegen die Menschenrechtskonvention. Anlass: Klagen von verhinderten Privatradiobetreibern sowie zu Privatfernsehen.
1996: Zumindest die österreichischen Kabelnetze werden freigegeben, es dürfen "bewegte Bilder", aber keine Werbung gesendet werden.
1997: Wien 1, Vorläufer von ATV und ATVplus, geht auf Sendung. Im terrestrischen Bereich gibt es unterdessen eine hypothetische Diskussion um Privat-TV-Varianten: National, regional oder als Fenster? Die österreichischen Verlagshäuser melden ebenfalls Interesse an privaten Fernseh-Aktivitäten an.
1998: Bundeskanzler Viktor Klima (SPÖ) präsentiert ein Konzept für ein Privat-TV-Gesetz, die deutschen Privatsender starten unterdessen Österreich-Werbefenster.
1999: Experten-Hearing im Parlament zum Thema, eine Einigung der Koalitionspartner SPÖ und ÖVP bis zur Wahl im Oktober 1999 bleibt aber aus.
17. Jänner 2000: Wien 1 positioniert sich neu, wird in ATV umgetauft und ist österreichweit in Kabelnetzen zu empfangen.
Anfang 2000: Die erste Auflage der ÖVP-FPÖ-Koalition nimmt sich den Dauerbrenner in ihrem Regierungsprogramm vor. Gleichzeitig mit der Novellierung des ORF-Gesetzes wird das Privat-TV-Gesetz verabschiedet und tritt mit 1. August 2001 in Kraft.
6. August 2001: Die Medienbehörde KommAustria schreibt drei regionale und eine bundesweite Privat-TV-Lizenz aus. Sieben Anträge für die bundesweite Zulassung langen ein. Nicht alle scheinen aber von Ernsthaftigkeit geprägt, im Rennen bleiben schließlich vier Kandidaten.
1. Februar 2002: Die Medienbehörde vergibt die österreichweite Privat-TV-Lizenz an ATV. Die Konkurrenten berufen gegen diese Entscheidung, die Instanzen bestätigen aber die KommAustria.
Frühling 2002: Die größte Hürde scheint geschafft, doch ein terrestrischer Sendebetrieb braucht mehr als die Lizenz. ATV und ORF streiten erbittert über die Bedingungen für die Nutzung der ORF-Sendeanlagen. Schließlich wird die Behörde angerufen.
Juli 2002: Die KommAustria legt die Bedingungen für die Sendermiete fest. Beide Kontrahenten legen Berufung ein.
30. Juli 2002: Die Medienbehörde vergibt die regionalen Privat-TV-Lizenzen für Wien, Salzburg und Linz.
Oktober 2002: Der Bundeskommunikationssenat bestätigt den Behördenbescheid zur Sendermiete. Bis Mai muss der ORF die Anlagen zur Verfügung stellen, so der Senat.
Dezember 2002: Franz Prenner, langjähriger früherer Werbechef des ORF und danach kurze Zeit Chef des Werbefestivals Cannes, kommt als Vorstand zu ATV. Co-Vorstand Tillmann Fuchs verlässt das Unternehmen im März 2003.
1. Juni 2003: ATVplus startet mit neuen Namen und leicht geändertem Logo als "neues Fernsehen für Österreich" den terrestrischen Sendebetrieb.
Juli 2003: Ein österreichischer Medienlegionär kehrt nach Wien zurück: Helmut Brandstätter, früherer langjähriger ORF-Redakteur und von 12997 bis 2003 Chef von n-tv, übernimmt die Geschäftsführung von Puls City TV. Der Vorarlberger Medienunternehmer Eugen A. Russ zieht sich von dem TV-Projekt zurück.
Dezember 2003: Mit der Gewista kommt Puls City TV, das mittlerweile schlicht als Puls TV firmiert, der zweite große Gesellschafter abhanden. Das Unternehmen wandert in den Besitz des Managements.
26. Jänner 2004: Brandstätter startet den Sendebetrieb, wenn auch noch nicht mit "seinem" Sender: Für ProSieben Austria produziert man die Nachrichtensendung "Austria Top News".