Bonn - Auch unmittelbar vor dem Ende der Zeichnungsfrist für die Aktie der Posttochter hielt am Freitag die Ungewissheit über das Schicksal des milliardenschweren Börsengangs an. Nach Medieninformationen drängten Investmentfonds und Banken bis zuletzt auf einen niedrigeren Preis für die Postbank-Aktie. Die Deutsche Post schloss einen solchen Schritt jedoch kategorisch aus.

Absage des Börsengangs "theoretisch möglich"

"Eine Preissenkung steht nach wie vor nicht zur Debatte", sagte Unternehmenssprecherin Silje Skogstad am Freitag. "Wir warten das Ende der Zeichnungsfrist um 18.00 Uhr ab und dann werden wir sehen, wie der Markt das Angebot angenommen hat." Eine Absage des Börsengangs sei nach wie vor "eine theoretische Möglichkeit". Auch eine Verringerung des Emissionsvolumen schloss sie nicht aus. Die Post habe immer angekündigt, "bis zu 49,9 Prozent" der Postbank-Aktien an die Börse zu bringen.

Die "Financial Times Deutschland" (Freitagausgabe) berichtete, die Konsortialbanken versuchten in letzter Minute, die Deutsche Post von einem niedrigeren Preis zu überzeugen und so den Börsengang zu retten. Die Banken hätten dazu ein "Schattenbuch" angelegt, in dem sie Aufträge unterhalb der von der Post geforderten Spanne von 31,50 bis 36,50 Euro gesammelt hätten. Bei einem Preis unter 30 Euro sei danach ein Börsengang möglich. "Anders geht es nicht mehr. Das Geschäft wird in der Spanne nicht kommen", zitierte die Zeitung einen Banker.

Keine größeren Orders

Das "Handelsblatt" (Freitagausgabe) berichtete unter Berufung auf Finanzkreise, bis zum Donnerstagnachmittag seien keine größeren Orders von wichtigen Investoren eingegangen. Zahlreiche Großinvestoren hätten den von der Post geforderten Preis als überzogen abgelehnt und angekündigt, dass sie keine Aktien oder deutlich kleinere Pakete zeichnen wollten. "Die Wahrscheinlichkeit, dass der Börsengang kommt, liegt bei etwa 60 Prozent", zitierte die Zeitung eine große deutsche Fondsgesellschaft.

Die Post selbst habe sich mittlerweile damit abgefunden, dass sie maximal die untere Grenze der von ihr gesetzten Preisspanne erreichen könne, berichtete das Blatt weiter. Dies würde für die Post Einnahmen von 2,6 Mrd. Euro bedeuten, wenn alle 82 Millionen Aktien platziert würden.

Stimmungstest

Der Börsengang der Post gilt als Stimmungstest für die Deutsche Börse. Viele Banker hatten sich von einem Erfolg des Projekts eine Belebung des noch immer flauen Geschäfts mit Neuemissionen erhofft. Ein Scheitern des Börsengang wäre deshalb nach Ansicht von Beobachtern ein verheerendes Signals für den Finanzplatz Deutschland. In diesem Jahr haben bereits drei Unternehmen ihre Börsenpläne mangels Nachfrage absagen müssen. (APA/AP)