Coimbra - Der Youngster hat England bei der EURO 2004 wieder auf Kurs Viertelfinale geschossen. Dank eines Treffers von Wayne Rooney, der in der 23. Minute zum jüngsten Torschützen der EM-Geschichte wurde und den vorentscheidenden zweiten Treffer per Stangenschuss einleitete (75.), sowie Steven Gerrard (82.) besiegten die Engländer am Donnerstag die Schweiz mit 3:0 und benötigen damit im letzten Gruppenspiel am Montag gegen die von Otto Baric betreuten Kroaten nur ein Remis zum Einzug in die k.o.-Runde. Die Schweiz kann sich mit einem Sieg über Titelverteidiger Frankreich einen Platz in die Runde der besten Acht holen, gibt sich aber wenig zuversichtlich.

Nach der unglücklichen Auftaktniederlage gegen Frankreich durch zwei Zidane-Tore in der Nachspielzeit standen die Engländer schon unter Druck. Eine andere Taktik stand zur Diskussion, doch die Mittelfeldspieler um Kapitän David Beckham votierten weiter für ein striktes 4-4-2-System und fanden bei Teamchef Sven-Göran Eriksson Gehör. Es machte sich letztlich bezahlt, auch wenn sie in der ersten Hälfte nicht überzeugten.

"Wir haben den Ball nicht halten können. Wir waren ein bisschen nervös, weil wir gewinnen mussten. Aber in der zweiten Hälfte wurde es immer besser. Ich wusste nicht, wie die Reaktion nach so einer bitteren Niederlage wie im ersten Spiel ausschaut. Jetzt bin ich sehr glücklich. Hoffentlich wird es am Montag noch besser", erklärte Eriksson.

"Wir sind ein Team"

Nach dem letztlich klaren Sieg ist im Lager der Engländer auch die Zuversicht wieder auf einstigem Niveau. Eriksson freute sich nicht nur über seinen Jungstar Rooney, sondern auch über die Leistung des zweiten Torschützen Gerrard und wollte auch bei Michael Owen eine Leistungssteigerung erkannt haben. "Wir haben gute Spieler und sind ein Team. Wir sind eine der Mannschaften, die den Titel holen kann. Es gibt nicht nur Frankreich und Italien, es gibt fünf, sechs Mannschaften, die gewinnen können", meinte der Schwede selbstbewusst.

Auch Beckham sieht England wieder auf dem besten Weg. "Es beruhigt sehr, wir haben jetzt Punkte und viel Rückenwind. Aber wir müssen das erst gegen Kroatien umsetzen", erklärte der Teamkapitän, der mit genauen Pässen die Treffer eins und drei einleitete. Treffer Nummer zwei, der zunächst Rooney zugesprochen worden war, wird nun wohl als Eigentor von Torhüter Jörg Stiel geführt, von dessen Kopf der Ball nach dem Stangenschuss des Jungstars ins Tor gesprungen war.

Dieser Treffer war auch die Vorentscheidung gegen die Schweizer, die nach Gelb-Rot für Verteidiger Bernt Haas ab der 60. Minuten dezimiert waren. Ein Ausschluss, den Teamchef Köbi Kuhn nicht verstand. "Ich muss mich über den Schiedsrichter wundern", sagte er und beklagte den zweiten Ausschluss im zweiten Spiel. "Wenn man bei dieser Hitze zwei Mal in Folge mit zehn Mann spielen muss, geht das nicht nur an die Kraftreserven, sondern auch an die Moral", so Kuhn.

Obwohl die Schweiz noch ohne Treffer ist, lebt die Chance auf den Aufstieg noch. Allerdings müssten die Eidgenossen, die bei einer EM-Endrunde noch ohne Sieg sind (insgesamt fünf Spiele 1996 und 2004), die seit 20 Spielen ungeschlagenen Franzosen bezwingen und so den Titelverteidiger aus dem Bewerb werfen. Daran zweifelt selbst Kuhn: "Wir werden alles versuchen, doch gegen Europameister Frankreich sind die Chancen wirklich sehr gering." (APA)