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Foto:APA/Monteforte
Wer weiß schon, was ganz am Anfang war? Ziemlich am Anfang der Rivalität zwischen Portugal und Spanien stand ein gewisser Fernao de Magalhaes, so viel steht fest. Die Welt, die sich wohl die Wellenlinien über dem A ersparen wollte, kennt den Herrn als schlichten Magellan. Er fuhr 1520 durch die, eh klar, Magellanstraße und umsegelte bald darauf als Erster die Welt, zumindest eines seiner Schiffe umsegelte - Magellan selbst hatte unterwegs das Zeitliche gesegnet. Nichtsdestotrotz wurmt es die Portugiesen noch immer, dass ihr Landsmann ob diverser Wickel seinerzeit in spanischen, jawohl spanischen Diensten in See gestochen war.

Portugal braucht einen Sieg

Die Geschichtsbücher wird das Fußballmatch, das am Sonntagabend in Lissabon steigt und wohl nur einen Aufsteiger ins EM-Viertelfinale ermittelt, nicht umschreiben können. Zum portugiesischen Selbstwertgefühl oder Minderwertigkeitskomplex, je nach Endergebnis, wird es allemal beitragen. Den Griechen reicht in Faro gegen Russland ein Remis, da kann in Lissabon passieren, was wolle. Und Portugal muss Spanien schlagen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Vier der jüngsten sechs Duelle endeten 1:1, dieses Ergebnis würde das Ende aller portugiesischen Träume bedeuten.

Die Zeiten ändern sich, und doch schmeckt es vielen Portugiesen gar nicht, dass mit Luis Figo der Kapitän und Star der Nationalmannschaft just für Real Madrid kickt. Die große Mehrheit der Teamspieler steht in Portugal unter Vertrag, darunter ein Sextett von Champions-League-Sieger FC Porto. Unter Teamchef Luiz Felipe Scolari zeichnet sich eine Wachablöse ab, Scolari ließ seinen brasilianischen Landsmann Deco in Portugal einbürgern, Deco zieht bei Porto die Fäden und teilt das Land. Eine Hälfte der Fans fordert, dass er Figo ersetzen soll, die andere Hälfte hält es mit Figo, der angeblich gesagt hat: "Man kann lernen, die Hymne zu singen, aber nicht lernen, die Hymne zu fühlen."


Talente da wie dort

Mit Deco drängen Youngsters wie Cristiano Ronaldo (19), Helder Postiga (21) und Tiago (23) ins Team. Die Zeit von Figo (31), Rui Costa (32) und Fernando Couto (34) könnte bald ablaufen, das Match gegen Spanien bedeutet die wohl letzte Chance der "goldenen Generation", nicht als verlorene Generation dazustehen. Bis dato ist sie über einen dritten EM-Platz (2000) nicht hinausgekommen. Speziell der junge Ronaldo, der schon bei Manchester United geigt, machte bei der EM bereits auf sich aufmerksam, in zwei Kurzeinsätzen verbuchte er ein Tor und einen Assist.

Die Situation der Spanier ähnelt jener der Portugiesen, auch hier machen sich Talente (Torres, Joaquín) wichtig. Es steht zu erwarten, dass wie Scolari auch der spanische Teamchef Inaki Sáez zumindest zu Beginn der Partie den bewährten Kräften vertraut. Die Spanier haben übrigens einen einzigen Legionär in ihren Reihen, der stürmt natürlich nicht in Portugal, sondern für Monaco, und es ist absehbar, dass Morientes wieder bei Real Madrid landen wird.

Vasco da Gama ist am Ende halt nur bis Indien gekommen, vielleicht hängt die Geschichte mit Magellan den Portugiesen auch deshalb nach. Von der sechzig Jahre währenden spanischen Herrschaft, die Portugal noch heute als Schmach empfindet, konnte sich das Land 1640 befreien. Spannungen gibt's nach wie vor, so haben Pläne der Regierung in Madrid, in Richtung Portugal fließende Flüsse in spanische Trockengebiete umzuleiten, nicht eben zur Harmonisierung beigetragen. Die Straßenverbindungen zwischen Portugal und Spanien gleichen jenen zwischen Österreich und Tschechien, nicht wenige Portugiesen verweisen stolz darauf, dass sie noch nie in Spanien waren.

Einst haben sich auch die Engländer und die Franzosen wichtig gemacht im Westen der iberischen Halbinsel. Immerhin die Beziehung zu England ist ambivalent, sind doch die Briten den Portugiesen zur Seite gestanden, als es gegen Frankreich ging. Diesmal ist Portugal auf sich allein gestellt. Ein neues Spiel, ein neues Glück. (DER STANDARD Printausgabe 19.20.06.2004)

Sonntag:
  • Spanien - Portugal (Alvalade-Stadion in Lissabon, 20.45 Uhr MESZ, Schiedsrichter Anders Frisk/Schweden):
    Spanien: Casillas - Puyol, Juanito oder Cesar, Helguera, Raul Bravo - Etxeberria, Albelda, Baraja, Vicente - Morientes, Raul Gesperrt: Marchena
    Portugal: Ricardo - Ferreira, Andrade, Carvalho oder F. Couto, Nuno Valente - Costinha, Maniche, Figo, Deco - Pauleta, Simao