Indianapolis - Das Formel-1-Klassement hat Peter Sauber den Blick für die Realität nicht verstellt. "Dass McLaren hinter uns ist, das liegt nicht an uns. Aber das ist einfach lustig", sagte der Schweizer im Vorfeld des Grand Prix der USA in Indianapolis. Sauber weiß nur zu genau, dass die Hierarchie schon bald wieder hergestellt sein kann. Denn die Mittel seines Privatteams sind gegenüber denen des derzeit kriselnden Konkurrenten McLaren-Mercedes begrenzt. "Wenn die ihre Möglichkeiten wieder ausspielen und nutzen, dann sind die schnell wieder vor uns."

McLaren-Chef Ron Dennis, mit dessen Partner Mercedes Sauber eine erfolgreiche Sportwagen-Vergangenheit verbindet, hatte noch vor der Saison erklärt: "Sauber ist nicht wirklich ein Gegner für uns." Er sollte sich täuschen. Vor dem US-GP am Sonntag (Start: 19:00 Uhr MESZ/live ORF 1 und Premiere) liegt das Team aus Hinwil in der Konstrukteurs-Wertung auf Rang fünf mit 15 Punkten knapp vor den stumpfen "Silberpfeilen" (12), obwohl die Eidgenossen gerade einmal über ein Drittel des Budgets von McLaren verfügen. Seit dem fünften Saisonrennen in Montmelo bei Barcelona waren entweder der Italiener Giancarlo Fisichella oder der Brasilianer Felipe Massa jeweils in den Punkten. Von solcher Konstanz kann McLaren derzeit nur träumen.

An Saubers Saisonziel hat sich trotz der positiven Momentaufnahme nichts geändert: "Für mich ist es wichtig, uns auf Toyota und Jaguar zu konzentrieren. Wir wollen den sechsten Platz konsolidieren." Toyota ist derzeit Achter (4), Jaguar Neunter (3). Für alle drei Punkte der Grünen Raubkatzen zeichnete bisher Mark Webber verantwortlich. Der australische Teamkollege des Vorarlbergers Christian Klien tritt in "Indy" erstmals mit einem stärkeren Cosworth-Aggregat an.

"Wir haben nur einen Motor gebaut, mit dem Mark hier fährt. Wir werden ja sehen, wie dieser läuft, aber es fährt immer ein Risiko mit, wenn man einen Motor das erste Mal einsetzt", betonte Teamchef Tony Purnell. "Wir müssen einfach etwas tun, damit wir uns verbessern. Denn der bisherige Verlauf der Saison war eine Enttäuschung für uns. Wir sind zwar mit einem schnellen Auto in die Saison gegangen, doch viele kleine Fehler haben uns zurückgeworfen."

Doch auch der Jaguar-Boss ist stolz, dass McLaren-Mercedes in der Teamwertung noch immer in Reichweite liegt. "Ein Auto gebaut zu haben, dass sogar mit den McLarens, die ohne Zweifel mit dem doppelten Budget von uns operieren, mithalten kann, ist fantastisch", betonte der Brite.

BAR-Teamchef David Richards kritisierte nach dem Freitag-Training das neue Qualifikationsformat, das in drei Wochen in Silverstone erstmals zur Anwendung kommt. "Das Qualifying wird zwar jetzt wieder interessanter, doch die Rennen werden langweiliger, weil die schnellsten Fahrer nun wieder konstant vorne stehen werden", glaubt der Brite, der so wie alle anderen Teamchefs auch für das neue Format gestimmt hatte.

Ab dem Qualifying für den Grand Prix von Großbritannien in Silverstone (10. Juli/Rennen am 11. Juli) werden am Samstag ab 14:00 Uhr (Ortszeit) jeweils zwei Sessions zu 25 Minuten mit zehnminütiger Pause ausgetragen. Jeder Fahrer darf pro Session maximal sechs Runden zurücklegen. Die Addition der beiden besten Session-Zeiten zählt für die Startaufstellung.

Richards gab in den USA auch bekannt, dass Honda weiterhin mit BAR in der Formel 1 kooperieren werde. Der aktuelle Vertrag mit den Japanern läuft mit Saisonende aus. "Honda wird auch danach mit uns zusammenarbeiten, die genauen Details müssen aber von Honda, nicht von mir bekannt gegeben werden", betonte Richards, dessen japanischer Pilot Takuma Sato wieder einmal heftig kritisiert wurde, nachdem er erneut mit einem "Harakiri"-Manöver im Training aufgefallen war. "Der ist komplett irre", schimpfte Massa, der in eine von Sato verschuldete Kollision am Freitag verwickelt worden war. "So etwas passiert ihm an jedem Wochenende. Es wird deshalb Zeit, dass etwas gegen ihn unternommen wird."(APA/dpa/Reuters)