Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/dpa/Ossinger
Wien - Eigentlich wollte die designierte FPÖ-Chefin Ursula Haubner den Umbau des blauen Regierungsteams mit weniger Getöse angehen. Da machte ihr erst einmal Justizminister Dieter Böhmdorfer, der sich mit seinem Abgang aus der Diskussion nehmen wollte, einen Strich durch die Rechnung. Und ihr Bruder Jörg Haider macht es ihr durch ständige Vorgaben auch nicht leichter.

Fest steht mittlerweile: Das Regierungsteam soll radikal umgebaut werden, um bei den Wahlen 2006 zu retten, was zu retten ist. Fest steht auch, dass Herbert Haupt nicht die Traumbesetzung als Sozialminister ist. Haupt wehrt sich noch mit Händen und Füßen gegen seinen Abgang. Und es war schon schwer genug, ihn als Parteichef loszuwerden. Ein neuer, in der Öffentlichkeit ausgetragener Konflikt soll mit allen Mitteln verhindert werden. Also betonen die FP-Vorderen von Jörg Haider über Vizekanzler Hubert Gorbach bis hin zur harmoniesuchenden Haubner, dass es natürlich an Haupt selbst und alleine sei, über seine politische Zukunft und sein Amt zu befinden.

Das schon demnächst verwaiste Justizressort will einer auf keinen Fall übernehmen: FP-Klubchef Herbert Scheibner, der zwar nicht glücklich war, 2003 das Verteidigungsressort abgeben zu müssen. Mittlerweile scheint Scheibner aber Gefallen an seiner Rolle als Pendant von Wilhelm Molterer gefunden zu haben. Und er ist kein Jurist.

"Stellenausschreibung"

Die von Haider im profil geschaltete "Stellenausschreibung" für das Justizministerium passt auch nicht ganz auf Scheibner: "Ein Jüngerer, der bereits eingearbeitet ist und sich als Justizfachmann Profil erworben hat."

Jünger als der 61-jährige Böhmdorfer und juristisch nicht unbedarft wäre auf jeden Fall der Abgeordnete Eduard Mainoni, ein Jurist, der auch im Justizausschuss sitzt und der als einer der Gemäßigten in der Partei gilt. Für ihn passt aber auch noch ein anderer Job: Für den FP-Verkehrssprecher böte sich auch die Stelle als Staatssekretär zur Entlastung von Vizekanzler Gorbach im Infrastrukturministerium an. Mainoni kann immerhin mit allen in der Partei.

Ein potenzieller Kandidat, der zumindest Haider gefallen würde und der durchaus noch Ambitionen hat, wie die geplante Kandidatur für das Bundespräsidentenamt gezeigt hat, wäre der scheidende Rechnungshofpräsident Franz Fiedler. Manko nach Haiders Jobprofil: sein Alter. Fiedler ist 60. Und der "Freund" Haiders war immer auf Distanz zur FPÖ bedacht.

Ein Kärntner wird jedenfalls nach Wien übersiedeln: Genannt werden in erster Linie der Listenzweite der FPÖ bei der EU-Wahl, Franz Grossmann, Verkehrslandesrat Gerhard Dörfler und Landeschef Martin Strutz.

Wann und wie auch immer Sozialminister Haupts Sessel frei sein wird - es kann im Grunde nur eine Nachfolgerin geben: Sozialstaatssekretärin Haubner könnte sich dann als Parteichefin auch mit der ranghöheren Funktion einer Ministerin schmücken.

Das Sport-Staatssekretariat von Karl Schweitzer dürfte die FPÖ aufgeben, in Diskussion steht auch Reinhart Waneck. Da sich die FPÖ aber auch im Gesundheitsbereich profilieren möchte, dürfte das bei Rauch-Kallat angesiedelte Staatssekretariat erhalten bleiben. (nim, völ/DER STANDARD, Printausgabe, 21.6.2004)