Prag/Aveiro - Nach dem EM-Viertelfinal-Einzug ihrer Fußball-Nationalmannschaft waren die tschechischen Medien voll des Lobes. Für die packende Begegnung zwischen Tschechien und den Niederlanden (3:2) packten die Zeitungen die höchsten Jubeltöne aus. "Ein Konzert von Robbie Williams? Eine Show von Giorgio Armani? Nichts im Vergleich zu diesem Spiel - ihr seid wahre Champions", jubelte "Blesk", nachdem die Tschechen ein 0:2 in ein 3:2 verwandelt hatten.

Tschechen-Trainer Karel Brückner kann nun im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland seinen Starkickern sogar Sonderurlaub geben, sehr zum Leidwesen der zitternden Niederländer. Die Befürchtungen der Holländer, die im Falle eines deutschen Sieges gegen Tschechien chancenlos wären, dürften nicht ganz unbegründet sein.

"Unser Kader ist groß und stark genug"

"Ich werde Nedved und einige andere Spieler schonen. Unser Kader ist groß und stark genug", verkündete Brückner. "Der Trainer wird schon eine effektive Mannschaft formen", sagte Nedved zweideutig. Wesentlich klarer drückte sich Tomas Rosicky aus: "Ich bin jetzt ganz schön müde. Der Trainer wird uns bestimmt eine Pause gönnen."

Nach dem Offensivfeuerwerk am Samstag, dem bis dato mit Abstand besten Match der Endrunde, war die Freude bei den Tschechen unheimlich groß. Jan Koller wollte nach dem Offensivspektakel "am liebsten die Welt umarmen", sein Dortmund-Partner Rosicky fühlte sich "im Fußball-Himmel", und der sonst so grimmige Brückner zeigte sich von einer bisher kaum bekannten Seite: Er jubelte und lächelte verschmitzt, während seine Mannen ausgelassen auf dem Rasen von Aveiro tanzten.

Nun sind die Tschechen - in der Qualifikation so wie die Niederländer Gegner Österreichs gewesen - nicht mehr nur Geheimfavorit auf den Titel in Portugal, sondern wandeln zielstrebig auf den Spuren ihrer großen Vorbilder - der EM-Sieger von 1976 um Panenka und Nehoda. "Das ist schon jetzt der größte Erfolg meiner Karriere. So ein Spiel habe ich noch nicht erlebt. Ich bin stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein", so Rosicky. An den Turniersieg will er aber noch nicht denken: "Wir träumen noch nicht vom Finale." Und Koller verriet das Erfolgsgeheimnis: "Wir haben Herz und eine tolle Moral."(APA/AFP/dpa/Reuters)