Beim Brüsseler Gipfel am Donnerstag und Freitag hatten sich die Staats- und Regierungschefs nicht auf einen Kandidaten einigen können. Der konservative EU-Außenkommissar Chris Patten und sein liberaler Gegenspieler, der belgische Ministerpräsident Guy Verhofstadt, konnten jeweils keine Mehrheit hinter sich vereinen. Der amtierende EU-Ratspräsident, der irische Regierungschef Bertie Ahern, vertagte daraufhin die Entscheidung. Ahern stehe seit Montag wieder mit den Staats- und Regierungschefs in telefonischem Kontakt, um die Suche fortzusetzen, hieß es.
Solana bereit
Der EU-Außenpolitik-Beauftragte, der spanische Sozialist Javier Solana, hat am Wochenende seine Bereitschaft signalisiert, das Amt des Kommissionspräsidenten zu übernehmen. Die stärkste Partei im neuen EU-Parlament, die christlich-konservative Europäische Volkspartei, hält aber an einem konservativen Bewerber fest. EVP-Fraktionschef Hans Gert-Pöttering sprach sich am Montag für Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V), den portugiesischen Ministerpräsidenten Manuel Durao Barroso oder den französischen Außenminister Michel Barnier als Nachfolger Prodis aus. Ihre Namen stünden "gleichberechtigt" neben einander, sagte Pöttering.