Passanten legen Blumen an den Tatort.

Lissabon/Wien - Die bisher verhältnismäßig friedlich verlaufene Fußball-Europameisterschaft in Portugal wird von einem Todesfall überschattet, für den aber nicht Gewalt unter Fans verantwortlich ist. Dienstag früh wurde in der Nähe des Rossio-Platzes in der Lissabonner Innenstadt ein 27-jähriger englischer Fußballfan vermutlich von einem Ukrainer erstochen. Der Mann ist in Haft. "Das hat nichts mit der Euro 2004 zu tun", erklärte ein Polizeisprecher. Der 31-jährige Ukrainer habe vermutlich versucht, dem Engländer die Brieftasche zu stehlen, was auch Augenzeugen auf der Website des englischen Nachrichtensenders BBC bestätigten.

"Friedliche Nacht"

In Lissabon hatte am Montagabend das EM-Spiel der Gruppe B zwischen England und Kroatien (4:2) stattgefunden, nach Angaben der portugiesischen Exekutive habe es danach keinerlei gewalttätige Ausschreitungen unter den Fans gegeben. Das bestätigte auch ein Sprecher des englischen Außenministeriums, der von einer "friedlichen Nacht" sprach.

Der Ukrainer werde, so Polizei-Kommissarin Isabel Canelas, noch am Dienstag einem Gericht vorgeführt. Der mutmaßliche Täter hatte, das erklärte die Polizei auf einer Pressekonferenz, bei der Verhaftung ein Messer bei sich. Der 31-Jährige befinde sich bereits seit 2001 in Portugal, seine Aufenthaltsgenehmigung sei aber abgelaufen.

Das 27-jährige Opfer erlitt einen Stich ins Herz und erlag später im Sao Jose-Krankenhaus seinen Verletzungen. Laut William Gaillard, Sprecher des europäischen Fußballverbandes UEFA, war der Brite dem Dieb nachgelaufen, nachdem ihn dieser bestohlen hatte. Der Verdächtige war schon vorher von englischen Fans beim Versuch, Geldtaschen zu stehlen, beobachtet worden.

Der 35-jährige Haskell Noah aus Golders Green im Nordwesten Londons berichtete auf der BBC-Website: "Dieser Mann ist stundenlang auf und ab gegangen und hat versucht, die Leute zu bestehlen. Jeder hatte schon die Nase voll von ihm."

"Schreckliches Ende eines fantastischen Abends"

Den eigentlichen Vorfall habe er, Noah, nicht beobachten können. Es habe aber plötzlich große Aufregung gegeben, als der verletzte Fan zu Boden gestürzt sei: "Ein Mädchen schrie und Polizisten kamen gelaufen, um den fliehenden Täter zu fangen", sagte der Augenzeuge. "Es ist schrecklich, dass er tot ist. Das war ein schreckliches Ende eines fantastischen Abends." England hatte sich mit dem 4:2 über Kroatien für das Viertelfinale am Donnerstag gegen Gastgeber Portugal (Donnerstag, 20.45 MESZ) qualifiziert, die Kroaten schieden aus. (APA/Reuters/AFP/dpa/AP)