"Habe mich nie zu Kandidaten deklariert"
Der Kanzler bestritt auch ein weiteres Mal, selbst Ambitionen auf die Nachfolge von Romano Prodi zu haben: "Ich habe mich nie zu einem Kandidaten deklariert oder gemacht." Er habe schon vor dem letzten EU-Gipfel gesagt, er fahre als österreichischer Kanzler nach Brüssel und komme als solcher zurück: "Mein Ziel ist es, hier gute Politik für Österreich zu machen."
Das Nein zum belgischen Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt begründete Schüssel indirekt mit parteipolitischen Erwägungen. Er habe gegen die Person Verhofstadts überhaupt nichts. Allerdings müsse man beachten, dass die Europäische Volkspartei bei den vergangenen EU-Wahlen klar zur stärksten Kraft geworden sei. Die EVP stellt seither den Anspruch auf den Kommissionspräsidenten, was dem liberalen Verhofstadt aus konservativer Sicht von der Prodi-Nachfolge de facto ausschließt.
Schüssel nennt keinen Wunschkandidaten
Bestimmte Kandidaten für seinen Wunsch-Kommissionspräsidenten nannte Schüssel auch am Dienstag nicht. Der Kanzler sieht eine Reihe von geeigneten Kandidaten. Die von Frankreich geäußerte Forderung, dass der Prodi-Nachfolger aus einem Schengen- und Euro-Land kommen müsse, teilt Schüssel dabei nicht.
Bezüglich der Ratifizierung der Verfassung sprach sich Schüssel ein weiteres Mal dafür aus, eine Volksabstimmung europaweit durchzuführen. Er ist dabei überzeugt, dass diese Frage unter niederländischem Vorsitz im zweiten Halbjahr 2004 auch noch einige Male besprochen wird.
Auch Vizekanzler Hubert Gorbach legte sich fest, dass solch ein europaweites Referendum für ihn die Idealvariante wäre. Der Forderung aus Teilen der FPÖ in jedem Fall eine nationale Abstimmung durchzuführen, betrachtete der Freiheitliche distanziert, diese Frage sei für ihn noch offen und müsse auch mit dem Koalitionspartner und der Opposition diskutiert werden.