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Mit Wayne Rooney freut sich nicht nur Paul Scholes (li).

Foto: APA/ Paulo Carrico
Lissabon - Fußball-England liegt Wayne Rooney zu Füßen und träumt dank der 18-jährigen Stürmer-Sensation vom zweiten großen Titel nach WM-Gold 1966. Mit einem Doppelpack beim 4:2 gegen Kroatien schoss der Everton-Stürmer England bei der EURO 2004 ins Viertelfinale (am Donnerstag gegen Portugal) und bekam selbst vom sonst so kühlen Schweden Sven-Göran Eriksson den Superstar-Status verliehen.

"Er ist absolut unglaublich. Ich kann mich nicht erinnern, dass seit Pele bei der WM 1958 ein Spieler bei einem Turnier so eingeschlagen hat wie er", erklärte der Teamchef der Engländer. Pele war ein Jahr jünger als Rooney, als er mit Brasilien in Schweden den Titel holte. Als 17-Jähriger führte er sein Team damals mit sechs Treffern, darunter zwei beim 5:2 im Finale gegen Schweden, zum Triumph.

18-jähriger Hoffnungsträger

Nun ist Rooney, obwohl auch erst 18, der große Hoffnungsträger der Engländer. "Rooney hat schon wieder zwei Mal getroffen. Und sein sensationeller Auftritt lässt die jubelnde Nation fest daran glauben, dass wir bis ins Finale kommen können", schrieb "The Sun" nach der Gala vor 40.000 englischen Fans im Estadio da Luz von Lissabon, darunter seine Eltern und Brüder (12 und 15 Jahre), und über 25 Millionen vor den Fernsehgeräten. Mit einer Kopfball-Vorlage bereitete er den Ausgleich von Scholes vor (40.), in der Nachspielzeit der ersten Hälfte stellte er die Weichen auf Sieg (45.), in der 68. Minute besorgte er nach Doppelpass mit Owen die Vorentscheidung.

"Ein bodenständiger Typ"

Mit seinen vier EM-Treffern hat er selbst David Beckham aus den Schlagzeilen verdrängt. Viel Druck für einen Teenager. Dennoch ist Beckham überzeugt, dass sich Rooney, in seiner Schulzeit ein Boxer, durchsetzt und nicht abhebt. "Natürlich weiß er, was los ist, er schaut ja TV und spricht mit der Familie und Freunden. Aber das Großartige an ihm ist, dass er ein bodenständiger Typ ist, und ich bin sicher, dass er das auch bleiben wird", meinte der Teamkapitän. "Er ist ein außergewöhnliches Talent. Wir Spieler und viele Leute in England haben das schon vor dem Turnier gewusst, jetzt entdeckt Europa Wayne Rooney", sagt Beckham.

Auch Steven Gerrard, der sich um den abseits des Spielfelds zurückhaltenden Newcomer besonders angenommen hat, setzt auf den Jüngsten im Team. "Ich glaube, es gibt derzeit keinen besseren Spieler in Europa. Hoffentlich bleibt das bis zum Ende des Turniers so, er kann uns definitiv helfen, den Titel zu holen. Aber die ganze Mannschaft spielt derzeit sehr gut, ich glaube nicht, dass viele Teams jetzt gerne gegen uns spielen", so Gerrard.

Zukunft hängt vom Angebot ab

Während sich die englischen Medien seit Tagen in Lobeshymnen überschlagen, ist der Marktwert des Supertalents fast ins Unermessliche gestiegen. Everton will zwar Rooney, der seit seiner Jugend bei dem Liverpooler Klub spielt, halten, doch Manager David Moyes könnte bei einem unmoralischen Angebot doch schwach werden. "Ich habe immer gesagt, dass wir nicht unsere besten Spieler verkaufen wollen. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass nicht jeder seinen Preis hat. Wenn jemand kommen würde und 50 Millionen Pfund (75,6 Millionen Euro) bietet, würde wohl jeder einsehen, wenn wir es annehmen würden", sagte Moyes.

Rooney bald in Österreich?

Vielleicht ist Rooney aber nicht nur bald im Arsenal- oder Manchester United-Dress zusehen, sondern auch in Österreich. Sein Klub Everton hält ab 10. Juli in Bad Radkersburg ein Trainingslager ab, bei dem vor allem Grundlagentraining für die kommende Saison auf dem Programm steht. Sollte England am Donnerstag im Viertelfinale ausscheiden, steigen die Chancen, dass Rooney da vielleicht dabei ist. Dann würde er in der Steiermark nicht mehr so unbemerkt sein Programm abspulen können wie vor zwei Jahren, als er in Europa und erst recht in Österreich noch unbekannt war. (APA)