Es sei daher kein Fall Alex Frei, sondern ein Fall Schweizer Fußball-Verband. "Es war nicht er, der lügen wollte", so Leutert. "Meine Informationen sind, dass Alex Frei den Verantwortlichen gesagt hat: Ich habe gespuckt. Und dass der Verband nachher anders entschieden hat." Für die "Berner Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) kann die Akte "Fußball-EM in Portugal" für den SFV angesichts dieser Anschuldigungen nicht geschlossen werden. "Ein Spieler, der lügt, ist ein Ärgernis. Aber ein Verband, der Spieler zur Lüge anstiftet und damit des sportlichen Erfolges wegen seinen guten Ruf aufs Spiel setzt, ist eine einzige Katastrophe", schrieb das Blatt.
Ausgerechnet Leuterts TV-Sender hatte mit Bildern vom EM-Spiel Schweiz gegen England (0:3), in der die Spuckattacke von Frei gegen seinen Gegenspieler Steven Gerrard zu sehen ist, für eine Wende in dem Fall gesorgt. Nachdem das Verfahren vor der UEFA-Disziplinarkommission aus Mangel aus Beweisen zunächst eingestellt worden war, führten die neuen Fernsehbilder zur Suspendierung des 24-Jährigen für 15 Tage bis zum EM-Ende. Da die Schweiz in der EM-Vorrunde ausgeschieden ist, wird die Berufungsverhandlung der UEFA erst im Juli in Nyon stattfinden.
In einer Mitteilung kritisierte der Verband seinerseits, dass ihm der SF DRS die TV-Bilder mit der Spuck-Szene nicht vor der Ausstrahlung gezeigt hat. "Wir - Spieler, Trainer und Delegation - sind enttäuscht darüber, dass ein Vertragspartner solche Bilder ohne Rücksprache veröffentlicht", sagte SFV-Präsident Ralph Zloczower. Spieler und Trainer reagierten mit einem Medien-Boykott und verweigerten nach der Frankreich-Partei am Montag dem Schweizer Fernsehen Interviews.
SF DRS begründete, warum es die nach Freis Freispruch in erster Instanz aufgetauchten Spuck-Bilder sendete. Leutert: "Wir erachten das als unsere journalistische Pflicht und sind der Suche nach der Wahrheit verpflichtet." Diese Aspekte fielen offensichtlich stärker ins Gewicht als die Tatsache, dass der Sender und der SFV, der 2008 gemeinsam mit Österreich die nächste EM-Endrunde veranstaltet, eine seit Jahren etablierte Partnerschaft pflegen.