Da braut sich etwas zusammen zwischen dem Iran und den Besatzungsmächten im Irak. Man kann eher davon ausgehen, dass es nicht das erste Mal gewesen sein wird, dass britische Armeeboote im schmalen Shatt al-Arab ein wenig auf die iranische Seite gerutscht sind: Offensichtlich haben die iranischen Revolutionsgarden (also nicht einfach nur die reguläre iranische Armee) jedoch diesmal geradezu auf sie gewartet.

Die Briten und die Iraner sind ja Nachbarn in der Region: Die britische Armee sitzt im Südirak, und jenseits der irakisch-iranischen Grenze haben die Iraner, so meldet zumindest al-Sharq al-Awsat, zuletzt massiv Militär zusammengezogen. In das Bild der iranischen Demonstration der Stärke gehört auch die Festnahme der britischen Soldaten. Aber das Muskelspiel richtet sich nicht nur gegen die Briten - die vergangene Woche aus der iranischen Gnade fielen, als sie in der Internationalen Atomenergiebehörde eine Iran-kritische Resolution wesentlich mittrugen. Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten ficht der Iran im Moment ähnliche Konflikte um Grenzverletzungen im Persischen Golf aus. Allerdings fing es mit einer Anhaltung eines iranisches Bootes durch die Emirater an: wobei das wiederum in Teheran so aufgefasst worden sein wird, dass eine US-"Empfehlung" hinter der plötzlichen emiratischen Strenge steckt.

Denn der Hauptschauplatz bleibt der Irak. Dass der Iran der große politische Gewinner des Sturzes von Saddam Hussein und der Unfähigkeit der Amerikaner, die politische Agenda im Irak zu steuern, ist, mussten die USA grollend hinnehmen. Langsam schaukelt sich aber die Sache auf, und wie Seymour Hersh in einem Artikel im kommenden New Yorker behauptet, auch durch israelische Einflussnahme in Irakisch-Kurdistan und dadurch in den iranischen und syrischen Kurdengebieten, wodurch die iranische Einflussnahme im irakischen Süden ausbalanciert werden soll. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2004)