Der Wiener Notar Harald Stefan wird von der FPÖ als neuer Justizminister ins Gespräch gebracht. Stefan, der auch im Wiener Landtag sitzt, ist Mitglied der schlagenden Burschenschaft Olympia, die dem Innenministerium schon vor zehn Jahren als "Kaderschmiede rechtsextremer Gesinnung" galt. Ein Blick auf die Website der Olympia beseitigt alle diesbezüglichen Zweifel. In der Festschrift der Burschenschaft mit "Pflichtmensur" findet man die übliche Codesprache für Holocaust-Verharmlosung und -Leugnung. "Wenn ein Deutscher über einzelne ,sensible' Fragen der Geschichte nur in den von den Umerziehern und ihren deutschen Helfern vorgegebenen Bahnen denken und sprechen darf, stellt dies eindeutig einen Mangel an Meinungs- und Redefreiheit und somit auch ein Fehlen der Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre dar."Der schmissbewehrte Herr Stefan, im Zivilberuf Notar, dessen Burschenschaft das gesetzliche Verbot der NS-Wiederbetätigung infrage stellt, als Justizminister? Weit haben wir es gebracht. Dass er überhaupt genannt werden kann, zeigt, wie sicher sich die äußerste Rechte mit Schwarz-Blau bereits fühlt und mit wem die ÖVP hier in einer Koalition ist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.6.2004)