"Einer der letzten Orte, wo Menschen noch so richtig unterdrückte Gefühle ausleben können, sind Fußballstadien", meint Michael Zoratti. Seine Firma SecureLINE soll mit einem neuartigen Fanbetreuungskonzept dafür sorgen, dass verbale Attacken nicht zu körperlichen werden.

Zoratti hat aus Großbritannien das "Fan-Steward-Konzept" importiert. Dafür wurde das gängige Modell, bei dem ausgewählte Polizisten als Stewards, also als Betreuer, fungierten, abgewandelt. Denn Polizisten haben, auch wenn sie noch so deeskalierend wirken, einen Nachteil: die Fans wissen, dass es Polizisten sind, es bleibt immer ein Rest von Misstrauen. Die neuen Betreuer kommen aus dem Verein, sie sind damit sozusagen auf der Seite der Fans. Um zu verhindern, dass Aggressionen auf die Stewards umgeleitet werden, sollen die Betreuer so wenig kämpferisch wie möglich wirken.

Fan-Stewards sind optisch gekennzeichnet (Kappe oder Jacke). Ihre Ausbildung beinhaltet psychologische und rechtliche Schulungen, danach werden sie von den jeweiligen Vereinen übernommen. Der erste Probelauf bei der als schwierig geltenden Rapid-Fangemeinde "verlief so positiv, dass die Bundesliga grünes Licht gab, das System landesweit einzuführen", meint Zoratti. Bis zur EM 2008 in Österreich und in der Schweiz sollen 300 Betreuer im Einsatz stehen. (simo/DER STANDARD; Printausgabe, 23.6.2004)