Peking - Im Atomstreit mit Nordkorea haben die USA die Initiative ergriffen. Zum Auftakt der Sechs-Nationen-Gespräche am Mittwoch in Peking kündigte US-Chefunterhändler James Kelly einen "Vorschlag" zur Lösung der seit 20 Monaten andauernden Krise an. "Wir sind zu ernsthaften Diskussionen bereit und haben einen Vorschlag anzubieten." Einzelheiten nannte Kelly nicht. Doch berichtete die "New York Times" unter Hinweis auf US-Regierungsbeamte, die USA wollten Nordkorea unter bestimmten Bedingungen neue "Anreize" geben, sein Atomprogramm aufzugeben.

Neue "Anreize"

Nach Angaben der "New York Times" sieht das US-Angebot unter bestimmten Bedingungen neue "Anreize" für Nordkorea vor, ähnlich wie Libyen sein Atomwaffenprogramm aufzugeben. Dazu gehörten Öllieferungen, eine Sicherheitsgarantie und Gespräche über ein Ende der Sanktionen. Es sei das erste bedeutende und detaillierte Angebot von Präsident George W. Bush an Nordkorea, schrieb das Blatt.

Die USA reagierten damit auf wachsenden Druck insbesondere Chinas, Südkoreas und Japans, sich in den Gesprächen zu bewegen. Nordkorea warb zu Beginn der dritten Runde für seinen Vorschlag, sein Atomwaffenprogramms im Gegenzug für Wirtschaftshilfe und Sicherheitsgarantien einzufrieren. Unterhändler Kim Gye Gwan äußerte die Erwartung, dass die USA "neue Ideen" vorlegten. Sein Land sei auch "zur Aufgabe unseres Atomwaffenprogramms in einer transparenten Weise" bereit, wenn die USA ihre "feindliche Politik durch echte Taten beenden".

"Vorläufige" Nichtangriffsgarantie

Wie die "New York Times" unter Berufung auf hohe US-Regierungsbeamte weiter berichtete, könnten nach einer Zusage Nordkoreas, sein Plutoniumprogramm und seine Urananreicherung aufzugeben, China, Russland, Japan und Südkorea sofort mit Öllieferungen beginnen. Die USA böten ferner eine "vorläufige" Nichtangriffsgarantie, direkte Gespräche über eine Aufhebung der Sanktionen und Energiehilfen an. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il hat demnach aber dann nur drei Monate Zeit, um - wie Libyen im vergangenen Jahr - seine Atomanlagen stillzulegen und zu versiegeln. Schließlich müssten die Anlagen außer Landes gebracht werden.

Der Vorschlag stößt aber schon im Punkt der Urananreicherung an seine Grenzen, da Nordkorea deren Existenz heftig bestreitet. Der oberste Vermittler, Chinas Chefunterhändler Wang Yi, rief alle Parteien zu Flexibilität auf.

Offizielle Vertreter von sechs Staaten sind am Mittwoch in Peking zur dritten Verhandlungsrunde über das nordkoreanische Atomprogramm zusammengekommen. Die Gespräche zwischen Nord- und Südkorea, den USA, Russland, China und Japan könnten bis Samstag dauern. Die USA werfen Pjöngjang vor, am Bau von Atomwaffen zu arbeiten, und fordern das nachprüfbare und vollständige Ende des Programms. Pjöngjang beharrt darauf, dass Washington zuerst Wirtschaftshilfe gewährt. Die bisherigen Verhandlungsrunden im August 2003 und im vergangenen Februar waren ergebnislos geblieben. (APA/dpa/AFP)