Wien - Die Lungenkrankheit SARS und die Hühnergrippe in Asien hätten in jüngster Zeit zu einer irrationalen Verschiebung in der Gewichtung der "Reise-Krankheiten" geführt, warnte Univ.-Prof.Dr. Herwig Kollaritsch, der Leiter der Abteilung für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Uniklinik in Wien, anlässlich einer Pressekonferenz der Europäischen Reiseversicherung am Mittwochabend in Wien. Vielmehr seien Hepatitis A und B, Typhus, aber auch Tollwut in den Mittelmeerländern außerhalb der EU teils exorbitant verbreitet.

Hepatitis A und B

Impfungen, Reiseapotheke und bei Touren in Malariagebiete die Prophylaxe seien wesentliche Maßnahmen, die ernste Schwierigkeiten verhindern können, betonte Kollaritsch. Wie er berichtete, habe eine Gruppe von heimischen Experten in einer reisemedizinischen Risikobewertung der beliebtesten Urlaubsorte am Mittelmeer festgestellt, dass besonders Hepatitis A und B in der Türkei und Ägypten, Typhus in den nordafrikanischen Anrainerstaaten aber auch Tollwut, die in allen Mittelmeerstaaten außerhalb der Europäischen Union nach wie vor stark verbreitet ist, zu den häufigsten Infektionen gehören.

Polio- und Tetanus-Schutz

Der Fachmann rät deshalb dringend, sich vor dem Antritt der Reise rechtzeitig bei einem Facharzt über die potenziellen Gefahren des jeweiligen Urlaubslandes zu informieren. Eine Überprüfung des Polio- und Tetanus-Schutzes sei generell zu empfehlen, aber auch Impfmaßnahmen gegen Hepatitis A und B seien genauso wichtig wie eine Prophylaxe gegen Typhus und - bei älteren Menschen- Grippe.

Malaria und Tollwut

Der Arzt mahnte aber auch zur wirksamen Vorsorge in Ländern, in der Malaria weit verbreitet ist. Allein 12.000 Fälle importierter Malaria innerhalb der Europäischen Union würden für sich sprechen. Erst vor einer Woche ist eine 20-jährige Villacherin an den Folgen einer Infektion gestorben. "Auch wenn es lästig ist, allein durch Abwehrmaßnahmen der Insekten kann das Infektionsrisiko um 50 Prozent gemindert werden" , so Kollaritsch weiter. Die Malariaprophylaxe mit Tabletten bleibe allerdings der beste Schutz mit einer Effizienz von 95 Prozent.

Die Tollwut, warnte der Wiener Tropenmediziner, sei noch immer in vielen Ländern Europas endemisch, das heißt: Es handelt sich um Krankheitserreger, die regelmäßig in einer Population auftreten, wobei die Krankheitsursache ständig präsent ist, auch wenn es nicht zu einer Epidemie kommt. "Es gibt keinen einzigen dokumentierten Fall einer Heilung von Tollwut, sie ist immer tödlich", warnte Kollaritsch. Besonders Kinder seien in Ländern wie der Türkei, den Balkanstaaten, in Nordafrika aber auch in Frankreich gefährdet, meist durch Bisse von Hunden, die in diesen Staaten auf die zutraulichen Gesten von Kindern häufig aggressiv reagierten. (APA)