Wien - Zwar sorgen digitale Kameras weiterhin für kräftige Zuwächse bei dem japanischen Hersteller Olympus. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr, erklärte Olympus-Austria-Chef Anton Ofner im Gespräch mit dem STANDARD, verzeichnete man einen 24-prozentigen Zuwachs.

Aber zunehmend expandiert Olympus in seinem zweiten Bereich Medizintechnik - bei Endoskopen (quasi Augen für das Körperinnere) und diagnostischen Geräten auf optischer Basis. Bei flexiblen Endoskopen halte man etwa zwei Drittel des österreichischen Marktes, bei chirurgischen Endoskopen (Marktanteil etwa ein Drittel) habe Olympus mit 64 Prozent Wachstum Marktanteile gewonnen, sagt Ofner.

Bei diagnostischen Geräten auf optischer Basis hat Olympus im vergangenen Jahr mit der Belieferung des Wiener AKH gegenüber dem Platzhirschen Roche gepunktet. Dabei setzt Olympus auf eine neue Verkaufsstrategie: Anstatt große Summen zu investieren, kann ein Spitalserhalter einfach pro Untersuchung bzw. pro vorgenommenen Test bezahlen. "Das macht es für den Spitalserhalter einfacher zu kalkulieren", sagt Ofner. Dadurch wird auch gewährleistet, dass die Geräte jeweils auf dem neuesten technischen Stand sind, da Olympus für die nötigen Upgrades sorgt.

In einem anderen Bereich will Olympus noch heuer mit Pilotversuchen Neuland betreten: ein System des Trackings der gesamten Behandlung eines Patienten mittels Handheld und Barcodes. Um Verwechslungen auszuschließen, erhält ein Patient - ähnlich wie Babys auf Geburtenstationen - ein Armband mit persönlichem Code; jede Medikation oder Behandlung wird gleichfalls registriert. Damit nichts übersehen wird, macht der Handheld auf Basis des Pflegeplans Vorschläge, welche Pflege gerade nötig ist.

Zu bestehenden Olympus-Produkten gebe es dabei eine Art seelische Verwandtschaft: Durch die digitale Technologie würden Daten etwa von Endoskopen (Bilder) oder digitalen Diktiergeräten (gesprochene Befunde) zusammenwachsen; das neue System erfasst auch alle anderen Behandlungsdaten. Aber "das Ganze ist derzeit noch ein riesiges paneuropäisches Standardisierungsproblem", skizziert Ofner nötige Entwicklungen für ein solches Behandlungsmanagement - wie Daten über einzelne Spitäler und Länder hinaus erfasst und ausgetauscht werden können. Auf EU-Ebene wird derzeit eine Vereinheitlichung ("critical clinical path") versucht.

Auch die EU-Erweiterung spiele dabei eine Rolle - denn dadurch kommt es zur Migration medizinischen Personals von neuen zu alten Mitglieder, "und das verursacht Kommunikationsprobleme, die zu gefährlichen Verwechslungen führen können", sagt Ofner.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte Olympus Austria den Umsatz von 36 auf 40 Mio. Euro steigern und das Ebit auf 1,4 Mio. Euro vervierfachen. Weltweit setzte Olympus 3,9 Mrd. Euro bei 168 Mio. Euro Nettobewinn um. (Helmut Spudich/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 6. 2004)