Salzburg - Seit Mitte der neunziger Jahre platzen die österreichischen Justizanstalten aus allen Nähten. Das Angebot von maximal 8.000 Plätzen reicht nicht aus, derzeit halten sich etwa 8.300 Häftlinge in den Gefängnissen auf. Die Folge: Das Klima in den Zellen wird aggressiver, die Gewaltbereitschaft der Insassen steigt. Als Reaktion darauf veranstaltet das Justizministerium in Maria Alm im Salzburger Pinzgau von heute, Donnerstag, bis einschließlich Sonntag zum ersten Mal eine internationale Fortbildungsveranstaltung für die Einsatzgruppentrainer der Justizanstalten.

"Justizministerium bemüht sich um Lösungen"

"Das Justizministerium ist bemüht, angemessene Lösungen bei Konfliktsituationen in den Justizanstalten zu finden", betonte Karl Drexler, der für die Sicherheit in den Justizanstalten verantwortlich ist, im APA-Gespräch. Rund 90 Personen trainieren im Bundessport- und Freizeitzentrum in Maria Alm unter anderem das taktisch und operative Vorgehen bei der Abwehr bewaffneter Angreifer. Geschult wird auch, wie Eskalationen durch professionelles Handeln zu vermeiden sind. Neben Polizei und Gendarmerie beteiligen sich an der viertätigen Übung auch Mitglieder des Heeres-Jagdkommandos sowie die Einsatzgruppe der bayerischen Justizanstalt Straubing und ein Trainer der spanischen Polizei.

"Die Idee für ein gemeinsames Training stammt eigentlich aus den neunziger Jahren", erläuterte Drexler, der die Veranstaltung in Maria Alm organisiert hat. Vorfälle wie 1997 in der Grazer Strafanstalt Karlau, wo drei als besonders gefährlich geltende Häftlinge drei Verkäuferinnen der Kantine als Geisel nahmen, dienen als Trainingsgrundlage. Zwei Justizwachebeamte, die den Frauen damals zu Hilfe eilten, wurden niedergestochen. Im April 1995 tötete ein Doppelmörder eine Therapeutin in der niederösterreichischen Justizanstalt Göllersdorf mit einem Messer. Als Schulungsvorlage wird auch der Gefangenenaufstand in der niederbayerischen Strafanstalt Straubing und der Amoklauf eines deutschen Schülers in Erfurt herangezogen.

Seit zehn Jahren gibt es die Einsatzgruppen in den österreichischen Justizanstalten. "Sie wurden sukzessive aufgebaut", sagte Drexler. Dass die Gewaltbereitschaft der Häftlinge zunimmt, konnte er bestätigen. 8.000 Plätze stünden den Justizanstalten zur Verfügung. "1995 lag die Häftlingszahl bei rund 7.000." Derzeit herrsche ein Überbelag von 300 Insassen. Das Klima sei schwierig und könne aggressiver werden. "Wir brauchen Spezialisten, die Krisensituationen rasch und mit Wahrung der Menschenrechte lösen können. Wichtig ist, dass es nicht zu einer regellosen Prügelei kommt." (APA)