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Foto: Archiv

Der Bohinjsko Jezero, der größte See Sloweniens liegt - umrahmt von 2000 m hohen Bergen - mitten im Triglav-Nationalpark. Nur ein einziges Gebäude spiegelt sich im glasklaren Wasser, die gotische St. Johanniskirche. Wandersleut’ und Ruhesuchende finden hier, wo das lauteste Geräusch das Vogelgezwitscher ist, einen gemeinsamen Nenner.

Mediterraner Wind mildert das Klima in der karstigen Gebirgswelt des wildromantischen Soca-Tals. Smaragdgrün schießt der Fluß durch Canyons, sammelt sich türkis-milchig in Becken, bevölkert von den Booten der Kajak- und Raftingfahrer. Bunt schweben die Paraglider von den steilen Almen um Dreznica über den Ort Kobarid. Daß in dieser Idylle aber auch ein schicksalhaftes, grausames Kapitel Weltgeschichte geschrieben wurde, daran erinnert das „Kobarid Museum des Ersten Weltkriegs“: An der Isonzofront durchbrach hier die deutsch-österreichische Armee in der größten Gebirgsschlacht aller Zeiten im Oktober 1917 die italienischen Linien. Der neunzehnjährige Ernest Hemingway leistete bei den Italienern Sanitätsdienst und schrieb den Roman „In einem andern Land“.

Auch wenn man mit der Geschichte des Krieges nichts am Hut hat, sollte man sich die Gedächtniskirche in Javorca ansehen. Am Ende des einschichtigen, stimmungsvollen Tolminska-Tals steht dieses architektonische Juwel des Jugendstils vor schneebedeckten Gipfeln. Nach den Plänen des Wiener Architekten Remigius Geyling bauten die österreichisch-ungarischen Soldaten 1916 dicht an der italienischen Front.

Bald taucht die Frage auf, warum hier die Beschäftigung mit dem Ersten Weltkrieg so eine wichtige Rolle spielt. Die Suche nach der eigenen slowenischen Geschichte und Identität knüpft an diese Zeit an, weil sie unter den italienischen Faschisten verboten und unter den Kommunisten kein Thema war. Zehn Mächte beherrschten in diesem Jahrhundert das heutige Grenzgebiet zu Italien, davor gehörte Slowenien für 600 Jahre zur Habsburger-Monarchie.

Seit 1991 weht im Lande der frische Wind von Demokratie und Marktwirtschaft. Der kleine, junge Staat hat sich erfolgreich auf den Weg nach Europa gemacht und schon die halbe Strecke in Richtung EU geschafft. Man hört allerorts, daß die Probleme der wirtschaftlichen Umstellung den Stolz über die neu gewonnene Unabhängigkeit nicht wirklich trüben können.

Und das ist einer der Gründe, die den Aufenthalt bei unseren alten Nachbarn so angenehm machen. Ein anderer ist die Vielfalt der Regionen auf einer Fläche halb so groß wie die Schweiz: freundliche Weinhügel, fantastische Gebirgstäler, pittoreske Karstlandschaften – alles immer gleich ums Eck – und von den Alpen zur Adria ist’s nur ein Hupfer. Es wächst hier der herbe, dunkelrote Teran Wein, der mit dem luftgetrockneten Karstschinken Prsut ein glückliches Paar bildet. Nur mehr 65 Leute leben im mittelalterlichen Städtchen Stanjel wie in einem Freilichtmuseum. Die Grafen Cobenzl waren die Hausherren der Renaissanceburg, in den renovierten Räumen ist eine Galerie für moderne Kunst untergebracht. Die Attraktion des Karstgebiets aber ist die Unterwelt mit ihren Grotten und Höhlensystemen. Und weniger bekannt als Postojna – Skocjanske Jame, die Tropfsteinwelt von St. Kanzian. Der Weg führt durch das versinterte Paradies zu den Rauschenden Höhlen. Der Fluß Reka tost im unterirdischen Canyon, Dunst vernebelt die Sicht und die elektrischen Lichter. Schmal, doch sicher führt eine Hängebrücke 45 m hoch über die Schlucht. (Der Standard, Printausgabe)