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Die Wasserpfeife wird zur "Verbesserung der Volksgesundheit" verboten

foto: APA/EPA/Gambarina

Teheran - Die Wasserpfeife ist einer der ältesten Bestandteile orientalischer Lebensart. Im Iran, wo sie "Qalyoun" heißt, hat sie seit Jahrhunderten Tradition im gesellschaftlichen Leben. Der süße Duft fruchtigen Tabaks umweht die Restaurants und die Teehäuser und ist ein untrennbarer Teil der Freizeitkultur.

Wenn die Behörden siegen, dann nicht mehr lange. Polizei und Gesundheitsbehörden kontrollieren nun, ob jüngste Verordnungen der Regierung befolgt werden. Demnach müssen Restaurantbesitzer und Menschen, die öffentlich die Qalyoun rauchen, Strafe zahlen. Die verbotenen Gegenstände werden beschlagnahmt. In einer Übergangszeit dürfen nur Männer in separaten Räumen rauchen.

Offizielle Begründung: "Verbesserung der Volksgesundheit"

Die offizielle Begründung heißt Verbesserung der Volksgesundheit: Die Stadtverwaltung verdächtigt die Rauchgeräte, Aids und Hepatits zu übertragen. "Gewisse Menschen benutzen die Wasserpfeife, um Drogen zu konsumieren, und diese Personen könnten angesteckt sein", erklärt die Stadtverwaltung in der der Zeitung Dscham-e-Dscham. Zigaretten - die als insgesamt schädlicher gelten - dürfen aber weiterhin überall geraucht werden. Wasserpfeifenrauch wird nicht inhaliert. Der Tabak, Shisha, ist natürlich produziert.

Das Verbot reiht sich ein in das generelle gesetzliche Vorgehen gegen eine "immer verdorbenere Gesellschaft" - wie Regierungsbehörden es nennen. Dazu gehören Nachlässigkeit beim Einhalten der islamischen Kleidungsvorschriften und Parties, bei denen sich unverheiratete Mitglieder beider Geschlechter treffen und Alkohol konsumieren.

Verschlossene Türen

Legal bleibt jedoch der Konsum in Privathäusern und Wohnungen sowie der Verkauf von Wasserpfeifen: Mit dem Genuss der Qalyoun könnten sich also gesellschaftliche Aktivitäten noch mehr dorthin verlagern, wo sie sich ohnehin bereits abspielen: hinter verschlossenen Türen. Die Wasserpfeifen-Geschäfte in Teheran bejammern schon in den ersten Wochen des Verbots Umsatzrückgänge.

Ganz anders geht das Geschäft in Europa. Berichten der letzten Monate zufolge sind Wasserpfeifen der neueste Trend in Großbritannien. In der Szene gilt es als schick, Shisha - den mit Apfel oder Erdbeere verfeinerten Tabak - öffentlich zu rauchen. Auch in Brüssel findet die Wasserpfeife immer mehr Freunde. "Es geht nicht darum, eine Sucht zu befriedigen oder Ängste zu unterdrücken, wie mit einer Zigarette, sondern sich Zeit für ein Gespräch zu nehmen und dabei brüderlich den Atemschlauch weiterzureichen", erklärte der Soziologe Kamel Chaouachi den Trend in der Zeitung Le Soir.

In Österreich will man aber bereits eine Marktsättigung bemerkt haben: "Die meisten Leute, die eine Wasserpfeife wollen, haben wohl bereits eine daheim", berichtet ein Mitarbeiter des Hanf-Geschäfts "Bushdoctor" im siebten Wiener Gemeindebezirk dem STANDARD. Shisha-Lokale zum öffentlichen Rauchen, von denen es in Wien "drei bis fünf" gebe, seien weiterhin "sehr beliebt". (east; DER STANDARD; Print-Ausgabe, 24.06.2004)