Der Vizepräsident war auf Patrick Leahy zugegangen, um sich bei ihm über dessen Kritik an den Irak-Geschäften des US-Konzerns Halliburton zu beschweren, berichtete Leahys Sprecher David Carle am Donnerstag (Ortszeit) in Washington. Leahy habe andererseits kritisiert, dass Demokraten wegen ihrer Ablehung des Abtreibungsverbotes von republikanischer Seite als schlechte Katholiken dargestellt worden wären. Daraufhin wurde Cheney ausfallend: "Fuck you", "Fuck off" oder "Fuck yourself" habe er gesagt, berichteten zwei Mitarbeiter am Donnerstag.
Der Beschimpfte selbst gab sich anschließend versöhnlich: "Ich glaube, er hatte einfach einen schlechten Tag", erklärte Leahy. Er sei allerdings schockiert gewesen, solche Worte in den Senatsräumen zu hören.
"Freimütiger Meinungsaustausch"
Cheneys Büro wollte lediglich einen "freimütigen Meinungsaustausch" bestätigen. Eine solche Wortwahl klinge nicht nach dem Vizepräsidenten, sagte ein Sprecher. In seiner Funktion als Vizepräsident ist Cheney zugleich Senatspräsident. Laut den Regeln des Senats sind derartige Ausdrücke verboten - da der Meinungsaustausch jedoch nicht im Rahmen einer offiziellen Senatssitzung stattfand, ist auch das "F-Wort" technisch kein Foul.
Cheney war bis zur Übernahme seines Regierungsamtes fünf Jahre lang Chef von Halliburton. Die Demokraten werfen ihm vor, dem Unternehmen zu millionenschweren Aufträgen in Irak verholfen zu haben. Zudem wird kritisiert, dass der Konzern den US-Streitkräften in Irak Treibstoff zu überhöhten Preisen verkauft haben soll.
Klage zurückgewiesen
Der oberste Gerichtshof in Washington hat unterdessen am Donnerstag die Klage eines Umweltverbandes und einer Anti-Korruptions-Organisation gegen Cheney zurückgewiesen. Demnach ist der Politiker nicht dazu verpflichtet, Einzelheiten aus seinen Verhandlungen zur Energiepolitik der Regierung preiszugeben, zu der er im Frühling 2001 einen Fünf-Punkte-Plan ausarbeiten ließ.
Die Kläger, der Umweltschutzverband Sierra Club und die Anti-Korruptions-Organisation Judical Watch, wollten von Cheney ein Liste jener Berater haben, die er im Laufe des Verfahrens konsultiert hatte. Sie warfen dem Republikaner vor, Erdölfirmen und Konzerne aus der Atom- und Kohlebranche bevorzugt zu haben, die seine Partei mit Spenden unterstützt hätten. Umweltschützer seien hingegen nicht zu Wort gekommen.
Cheneys Anwalt Theodore Olson begrüßte das Urteil. Hätten die Kläger Recht bekommen, so hätte das eine Flut von Eingaben nach sich gezogen, "und zwar jedes Mal, wenn der Präsident irgendjemanden trifft".