Wien - Wissenschaft in der Erforschung der Details des Zellzyklus, in der Schaffung von Grundlagen für völlig neue biologische Herzklappen und in der Suche nach neuen Mitteln gegen die chronische Herzschwäche: Vor wenigen Tagen wurden in Wien für Arbeiten auf diesen Gebieten die Auszeichnungen des Wilhelm-Auerswald-Preises 2003 vergeben. Mit ihm werden die jeweils besten Medizin-Dissertationen Österreichs (Wien, Graz, Innsbruck) prämiert. Dies erfolgt mit Unterstützung des Pharmakonzerns Aventis.

Erster Platz: Frank Wolf

Den ersten Preis - so eine Aussendung des Unternehmens - erhielt Dr. Frank Wolf zugesprochen, der am Institut für Pathophysiologie der Universität Innsbruck Detailmechanismen der Kontrolle des Zellzyklus aufgeklärt hat. Der Wissenschafter: "Der Zellzyklus mit Synthese-Phase, Mitose (Teilung) und zwei dazwischen liegenden Gap-Phasen (G1 und G1) wird durch bestimmte Enzyme kontrolliert, so genannte Cyclin-abhängige Kinasen." Wolf hat entdeckt, dass bei diesen Vorgängen das beteiligte Cyclin B1-Enzym nicht erst für die Auftrennung in zwei neue Zellen notwendig ist. Wird es nicht abgebaut, kommt es schon vorher zur Blockade der Mitose.

Zweiter Platz: Erwin Rieder

Mit der zweiten Auszeichnung wurde Dr. Erwin Rieder von der Klinischen Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie der Universitätsklinik für Chirurgie der Medizinuniversität Wien (Leiter: Univ.-Prof. Dr. Ernst Wolner) geehrt. Er hat in seiner Dissertation Grundlagenforschung für die Entwicklung völlig neuer biologischer Herzklappenprothesen betrieben. Keine der derzeit verfügbaren künstlichen Herzklappen bietet einen optimalen Ersatz für krankhaft veränderte Klappen.

Mechanische Prothesen machen sich über Geräusche bemerkbar und erfordern die lebenslange Einnahme von blutgerinnungshemmenden Medikamenten. Dadurch kann es zu Blutungen oder Thrombosen kommen. Konventionelle biologische Herzklappen wiederum degenerieren oder verkalken mit der Zeit. Daran sind auch immunologische Mechanismen beteiligt.

Erfolgreicher Tierversuch

Rieder hat erfolgreich Schweine-Herzklappen-Material von ihren typischen Schweine-Zellen samt DNA befreit. Das erfolgt über einen mehrfachen Prozess mit Lösungsmitteln und Waschvorgängen. Dann wurde das übrig gebliebene Gewebe-Stützgerüst (Matrix) mit menschlichen Zellen besiedelt. Das Ergebnis ist biologisches Klappenmaterial, das weniger Immunreaktionen auslöst und die Ausgangsbasis für langfristig besser funktionierendes Herzklappen-Ersatzmaterial darstellen könnte. Im Tierversuch (Schafe) funktioniert das bereits.

Dritter Platz: Ilse Wolner

An dritter Stelle landete schließlich Dr. Ilse Wolner (Pharmakologisches Institut der Universität Wien). In ihrer Dissertation hat sie Suramin-ähnliche Substanzen - Suramin ist ein Medikament aus der Tropenmedizin zur Behandlung der Schlafkrankheit - in ihrer Wirkung auf bestimmte Rezeptoren von Skelettmuskeln untersucht. Das könnte die Ausgangsbasis für neue Medikamente zur Behandlung der Herzinsuffizienz sein. Sie geht ist auch durch eine Erschöpfung der Kalziumspeicher der Muskelzellen charakterisiert. Suramin-Analoga könnten das eventuell verhindern. (APA)