Wien - Dieter Böhmdorfer, der sich eben aus dem freiheitlichen Regierungsteam als Justizminister verabschiedet hat, würde gerne in den Nationalrat zurückkehren. Das sagte er am Freitag. Böhmdorfer war bei der Nationalratswahl 2002 als niederösterreichischer Spitzenkandidat der FPÖ ins Rennen gegangen. Dieses Mandat wurde geschafft und daher stünde ihm ein Sitz im Hohen Haus auch zu. Dennoch sei noch nichts fix, betonte Böhmdorfer. Er wolle diese Entscheidung "im Einvernehmen mit dem Klub" treffen.

Anton Wattaul, der bei einer Rückkehr Böhmdorfers sein Mandat verlieren würde, erklärte auf Anfrage der APA, er habe darüber "noch keine Information". Er werde sich auch nicht an Klubobmann Herbert Scheibner wenden und warte zunächst einmal ab. Gefragt, ob er im Nationalrat bleiben möchte, meinte Wattaul: "Natürlich würde ich gerne bleiben."

Sicher ist dagegen Böhmdorfers Rückkehr in den Anwaltsberuf. Böhmdorfer eröffnet seine eigene Kanzlei in Wien, und zwar in Räumlichkeiten am Kärntner Ring 14, so der Jurist. Wie auch vor seinem Wechsel in die Regierung, will er sich nicht auf einen Rechtsbereich spezialisieren. "Ich habe immer in fast allen Rechtsbereichen gearbeitet."

Ob er jemand aus dem Ministerbüro in seine Kanzlei mitnehme? Er habe "im Interesse der Hofübergabe" alle Dienstverträge bis Ende August verlängern lassen, damit seine Nachfolgerin Karin Miklautsch bestmöglich in ihr neues Amt starten könne.

Auf die Frage, wann er erfahren hat, wer nach ihm das Justizressort übernehmen werde, meinte Böhmdorfer: "Um dreiviertel zehn." Demnach sei er in die Suche nach seinem Nachfolger nicht eingebunden gewesen? "Ich war in die Gerüchte eingebunden, nicht in die Entscheidung."

Wattaul stellt Fragen an Böhmdorfer

Der niederösterreichische Nationalratsabgeordnete Anton Wattaul kämpft offenbar weiter um sein Mandat, das an den zurückgetretenen Justizminister Dieter Böhmdorfer fallen könnte. Im Gespräch mit der APA stellt er zwei Fragen an Böhmdorfer - nämlich, ob dieser auch dem FPÖ-Parlamentsklub die Verjüngung zugestehe wie der Regierungsmannschaft und ob er sich mit seinen 61 Jahren als Zukunftshoffnung für Niederösterreich sehe. Böhmdorfer hatte seine Demission als Justizminister unter anderem damit begründet, dass er einer Verjüngung des Teams nicht im Weg stehen wolle, und Wattaul ist mit seinen 47 immerhin 14 Jahre jünger als Böhmdorfer.

Wattaul verwies auch darauf, dass es sich um ein niederösterreichisches Mandat handle. Damit spielte der Verkehrsexperte darauf an, dass Böhmdorfer in der Landespartei nicht verankert ist, während Wattaul in einer schwierigen Phase sogar die Rolle des Landesgeschäftsführers eingenommen hatte. Gleichzeitig betonte der (Noch?-)Abgeordnete aber, dass rein rechtlich dem Ex-Justizminister das Mandat zustehe. Schließlich war Böhmdorfer die Nummer eins auf der Landesliste, Wattaul (hinter Barbara Rosenkranz) nur die Nummer drei. (APA)