Das Foto verrät uns: Phil Neville würde Schiri Meier gerne an den Kragen.

Lissabon - Im Lager der Engländer schwankte der Gefühlspegel nach dem Viertelfinal-Ausscheiden bei der Fußball-Europameisterschaft gegen Gastgeber Portugal zwischen Trauer und Wut. Wie geprügelte Hunde schlichen die Insel-Kicker nach dem verlorenen Elfmeterschießen gegen den Gastgeber vom Platz des Lissabonner "Estadio da Luz" und rangen nach Worten. "Es ist eine Tragödie", stammelte Michael Owen, "Wir sind am Boden zerstört", jammerte Frank Lampard.

Ein Stück EM-geschichte

Davor hatte Österreichs WM-Qualifikationsgegner zusammen mit den Portugiesen für eine der dramatischsten Partien in der Europameisterschafts-Geschichte gesorgt. England ging durch Owen früh 1:0 in Führung, in der zweiten Hälfte warfen die Iberer alles nach vorne, schafften durch den für Figo eingewechselten Tottenham-Legionär Postiga in der 83. Minute den Ausgleich und sahen nach dem 2:1 durch den ebenfalls eingetauschten Rui Costa in der zweiten Hälfte der Verlängerung schon wie der Sieger aus, ehe Lampard noch einmal ausglich. Im entscheidenden Elferschießen versagten wieder einmal Beckham sowie Vassell.

Die Engländer haderten danach mit Glücksgöttin Fortuna und vor allem mit dem Schweizer Schiedsrichter Urs Meier, der in der 90. Minute einen Treffer von Campbell aberkannt hatte, weil Portugals Goalie Ricardo von Terry behindert worden war. "Das war ein reguläres Tor, das uns genommen wurde", schimpfte Lampard.

Eriksson diplomatisch

Diplomatischer äußerte sich Teamchef Sven-Göran Eriksson. "Von der Bank aus war es ein korrekter Treffer, aber ich habe die TV-Bilder noch nicht gesehen. Doch der Schiedsrichter hat ein Foul gesehen, und er entscheidet, was passiert."

Der Schwede ärgerte sich vor allem über den schlechten Zustand des Rasens rund um den Elferpunkt, wo das Penaltyschießen über die Bühne ging. "Ich habe mich darüber schon vorher bei der UEFA beschwert. Beckham ist deswegen bei seinem Elfer ausgerutscht." Laut UEFA war von den Engländern in dieser Sache allerdings kein offizieller Protest eingebracht worden.

Unmittelbar nach dem Ausscheiden diskutierte Eriksson mit Schiedsrichter Meier in dessen Kabine. "Wir haben uns unterhalten, aber was gesagt wurde, bleibt unter uns", erklärte der Schwede, der bekräftigte, seinen Vertrag bis 2008 erfüllen zu wollen. "Ich will auf jeden Fall bleiben, habe keine anderen Pläne. In den dreieinhalb Jahren seit ich hier bin, habe ich nur drei Pflichtspiele verloren, und alle drei unter komischen Umständen."

Boulevard brutal

Der englische Boulevard gibt sich wie zu Ewarten erbarmungslos und macht Schiedsrichter Urs Meier für das Ausscheiden verantwortlich. "What an Urs Hole" und "Cheated by an Urs hole", schreibt der "Daily Star" in einem Wortspiel mit dem Vornamen des Schweizers. Selbst die seriösen Blätter stempelten den Eidgenossen zum Sündenbock, weil er beim Viertelfinal-Elfmeter-K.o. am Donnerstag gegen Portugal in der 90. Minute ein Tor von Campbell aberkannt hatte. "Schlecht bedient von Krämer aus der Schweiz", titelte der angesehene "Guardian".

Quer durch die Yellow Press zog sich der Tenor, dass England "beraubt" ("Daily Mirror") worden war, und zwar "vom Schiedsrichter", ("Daily Express"). Die "Sun" bezeichnete Meier als "Schiedsrichter-Halbidioten" und klagte "England stürzt aus Euro 2004, dank des schummelnden Refs Urs Meier." (APA)