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Am Freitag vor einer Moschee in Istanbul: "Jene, die Verbrechen der Besetzung, Folter und Vergewaltigung begehen, sollen vor Gericht gestellt werden."

Foto: APA/EPA/LOUISA GOULIAMAKI
Istanbul - Die umfangreichsten Sicherheitsvorkehrungen in der Geschichte der türkischen Metropole begleiten den Nato-Gipfel in Istanbul, der am Sonntag mit einer vorbereitenden Sitzung der Verteidigungsminister eingeleitet wird. Nach der Bombenexplosion vom Donnerstag, bei der vier Menschen einschließlich der Attentäterin starben, wurden die Maßnahmen noch zusätzlich verschärft.

Die Angst vor Terroranschlägen hat durch neu bekannt gewordene Verdachtsmomente weitere Nahrung erhalten. So könnte eine auffällige Häufung von Autodiebstählen auf die Vorbereitung eines Anschlags hindeuten. In den vergangenen drei Wochen seien in Istanbul etwa 30 Kleinlastwagen gestohlen worden, berichtete die Zeitung Sabah am Freitag. Fast alle Kleinlaster seien vom Hersteller Mitsubishi, und alle hätten geschlossene Ladeflächen. Ähnliche Fahrzeuge waren bei den Selbstmordanschlägen in Istanbul im vergangenen November verwendet worden. Damals wurden mehr als 60 Menschen getötet.

Die Bombenexplosion in einem Linienbus geht nach Ermittlungen der Polizei auf das Konto türkischer Linksextremisten. Die Attentäterin sei eine aus Ostanatolien stammende Frau, die im Vorjahr in Istanbul an zwei Anschlägen beteiligt gewesen sei, sagte Provinzgouverneur Muammer Güler am Freitag.

Vor Beginn des Nato-Gipfels wird US-Präsident George W. Bush heute, Samstag, zu einem Staatsbesuch in Ankara erwartet. Im Vorfeld sagte Bush der Türkei Unterstützung gegen die kurdische Rebellenbewegung PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) zu. Die PKK, die von Washington als Terrororganisation eingestuft wird, operiert vom Nordirak aus.

Auf dem Nato-Gipfel wird das politisch heikelste Thema das Engagement der Allianz für den Irak sein. Ein Militäreinsatz gilt indes als ausgeschlossen. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.6.2004)