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Sichtlich erfreut zeigte sich der frischgekürte Bachmannpreisträger Uwe Tellkamp vor der Presse.

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Die PreisträgerInnen 2004 von links nach rechts: Wolfgang Herrndorf, Guy Helminger, Simona Sabato, Uwe Tellkamp und Arne Roß

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Klagenfurt - Uwe Tellkamp, nach seinem Auftritt am Freitag der Favorit bei den 28. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, ist der Träger des Ingeborg-Bachmann-Preises 2004. Die Entscheidung fiel ohne Stichwahl gleich in der ersten Runde, was in Klagenfurt nicht immer der Fall ist. Die 40-jährige Simona Sabato kam für jeden Preis in die Stichwahl, am Ende reichte es für den Ernst-Willner-Preis. Der Jury-Preis ging an Arne Roß, der 3sat-Preis an Guy Helminger und der Publikumspreis an Wolfgang Herrndorf. Keine Auszeichnung gab es für die österreichischen Teilnehmer, von denen Arno Geiger und Thomas Raab unter die letzten Zehn nominiert wurden, aber leer ausgingen.

Bachmannpreis keine "Hitparade"

Juryvorsitzende Iris Radisch meinte in ihrem Resümee, es tue ihr leid für alle jene AutorInnen, die Klagenfurt ohne Preis verlassen müssten: "Wir haben hier so viele gute Texte gehört, ein so breites Spektrum und so viele Schreibweisen." Sie tröstete die leer Ausgegangenen damit, dass auch die allerklügste Jury irren würde, "und sich gerade in Klagenfurt auch schon sehr oft geirrt hat". Der Wettbewerb sei ein Einblick in die Werkstatt der Schreibenden, aber "es ist keine Hitparade". Man sollte an der Kritik festhalten und nicht nur auf Literatur-Events setzen, plädierte Radisch.

Knapp daneben

Nominiert, aber ohne Preis blieben neben Thomas Raab und Arno Geiger noch Roswitha Haring, Andreas Münzner und Richard David Precht. Allgemein wurde ein deutlich höheres Niveau der nominierten Arbeiten gegenüber den vergangenen Jahren konstatiert. Der Zufall wollte es, dass Tellkamp, der das Schreiben als "Rauschzustand" definiert, am gleichen Nachmittag an der Reihe war wie Arne Roß, der mit seinem völlig gegensätzlichen Text den Preis der Jury einheimste. Am meisten Kontroversen bei Juroren und Publikum löste aber Simona Sabato aus. Von "genial" bis "das hätte hier überhaupt nicht gelesen werden dürfen", reichten die Kommentare. Iris Radisch fühlte sich anfangs gar "verarscht", stimmte in der Stichwahl für den Willner-Preis aber dafür.

Sexismus-Vorwürfe

Eine neue Variante der ewigen Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Wettlesens in Klagenfurt, welche die Veranstaltung seit Anbeginn begleitet, lieferte die Teilnehmerin Melinda Nadj Abonji. Die 36-Jährige hatte herbe Kritik einstecken müssen und revanchierte sich am Samstag, indem sie vor Beginn der entscheidenden Jurysitzung nach vorne marschierte, zum Mikrofon griff und erklärte, der Wettbewerb sei völlig unnötig und die Jury agiere voreingenommen, manche Kritiker würden Frauen generell schlechter beurteilen als Männer. Insgesamt war aber das Bemühen der sachkundigen Jury um eine ernsthafte Bewertung der Lesungen deutlich ersichtlich. Von einigen kleinen Spitzen abgesehen, war die Beurteilung der AutorInnen im Allgemeinen auch durchaus fair. Persönliche Angriffe gegen AutorInnen, wie sie in früheren Jahren ab und zu passiert waren, gab es nicht.

Finanzierung weiterhin gesichert

Fest steht, dass es die Tage der deutschsprachigen Literatur auch weiterhin geben wird, am Rande der Veranstaltung verlängerte Hauptsponsor Telekom Austria die Zusammenarbeit um zwei Jahre. Und auch die Landeshauptstadt legte neuerlich ein klares Bekenntnis zu dieser größten Literaturveranstaltung im deutschsprachigen Raum ab. Die Zahl der Aktionen und Veranstaltungen im Umfeld des Bachmann-Preises ist ebenfalls größer geworden, neben einem Schaufenster-Wettbewerb wurde dieses Jahr auch ein Lindwurm kreiert, der quasi als symbolisches Bücherregal in den Landhaushof platziert und mit Büchern zur freien Entnahme befüllt wurde. Nach den politischen Querelen um die Literaturveranstaltung vor einigen Jahren ist man wieder in ruhigeres Fahrwasser gesteuert. (APA)