Bachmannpreis keine "Hitparade"
Juryvorsitzende Iris Radisch meinte in ihrem Resümee, es tue ihr leid für alle jene AutorInnen, die Klagenfurt ohne Preis verlassen müssten: "Wir haben hier so viele gute Texte gehört, ein so breites Spektrum und so viele Schreibweisen." Sie tröstete die leer Ausgegangenen damit, dass auch die allerklügste Jury irren würde, "und sich gerade in Klagenfurt auch schon sehr oft geirrt hat". Der Wettbewerb sei ein Einblick in die Werkstatt der Schreibenden, aber "es ist keine Hitparade". Man sollte an der Kritik festhalten und nicht nur auf Literatur-Events setzen, plädierte Radisch.
Knapp daneben
Nominiert, aber ohne Preis blieben neben Thomas Raab und Arno Geiger noch Roswitha Haring, Andreas Münzner und Richard David Precht. Allgemein wurde ein deutlich höheres Niveau der nominierten Arbeiten gegenüber den vergangenen Jahren konstatiert. Der Zufall wollte es, dass Tellkamp, der das Schreiben als "Rauschzustand" definiert, am gleichen Nachmittag an der Reihe war wie Arne Roß, der mit seinem völlig gegensätzlichen Text den Preis der Jury einheimste. Am meisten Kontroversen bei Juroren und Publikum löste aber Simona Sabato aus. Von "genial" bis "das hätte hier überhaupt nicht gelesen werden dürfen", reichten die Kommentare. Iris Radisch fühlte sich anfangs gar "verarscht", stimmte in der Stichwahl für den Willner-Preis aber dafür.
Sexismus-Vorwürfe
Eine neue Variante der ewigen Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Wettlesens in Klagenfurt, welche die Veranstaltung seit Anbeginn begleitet, lieferte die Teilnehmerin Melinda Nadj Abonji. Die 36-Jährige hatte herbe Kritik einstecken müssen und revanchierte sich am Samstag, indem sie vor Beginn der entscheidenden Jurysitzung nach vorne marschierte, zum Mikrofon griff und erklärte, der Wettbewerb sei völlig unnötig und die Jury agiere voreingenommen, manche Kritiker würden Frauen generell schlechter beurteilen als Männer. Insgesamt war aber das Bemühen der sachkundigen Jury um eine ernsthafte Bewertung der Lesungen deutlich ersichtlich. Von einigen kleinen Spitzen abgesehen, war die Beurteilung der AutorInnen im Allgemeinen auch durchaus fair. Persönliche Angriffe gegen AutorInnen, wie sie in früheren Jahren ab und zu passiert waren, gab es nicht.
Finanzierung weiterhin gesichert