Wien - Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen schließt einen fliegenden Wechsel für eine allfällige Koalition mit der ÖVP aus. Die schwarz-blaue Regierung liege "im Koma" und sollte die Konsequenzen ziehen und Neuwahlen ansetzen, sagte er am Wochenende im Ö1-Journal. Fügte aber hinzu: "Aber die wollen das nicht, sondern die wollen das durchsitzen bis zum letzten Atemzug."

Nach der nächsten Nationalratswahl könnte es durchaus eine Regierungsbeteiligung der Grünen geben, zumal es in seiner Partei keine "Oppositionsfetischisten" mehr gebe. Da die FPÖ "am Abgrund" stehe, bereiteten sich die Grünen natürlich auf eine Regierungsbeteiligung vor. Eine informelle Rolle spielen dabei, so Van der Bellen, der ehemalige Wiener Klubchef Christoph Chorherr und die neue Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny.

Sie werde "in der Schaltstelle der internen Kommunikation" Themenfelder erarbeiten, auf die sich die Grünen konzentrieren müssten, und schauen, "was wir im Fall des Falles an Personal brauchen, damit wir das alles griffbereit haben". Dass es bei den Grünen einen Verschleiß bei den Bundesgeschäftsführern gebe - Franz Floss hatte Sburny abgelöst und wird nun wiederum von Sburny beerbt - sieht Van der Bellen als Vorteil. Bei den Grünen könne man auch wieder zurückkehren, wenn man ein Amt innehatte.

Kritik übte der Grünen-Chef erneut an der "schwarz-blauen Packelei" bei der Nominierung des Ex-FP-Klubdirektors Josef Moser zum Rechnungshofpräsidenten. Vor allem, weil Nationalratspräsident Andreas Khol (VP) im Vorfeld von einem nachweislich glaubhaften unabhängigen Kandidaten gesprochen habe. Van der Bellen: "Entweder Khol hat das von Haus aus nicht ernst gemeint oder ist von der eigenen Partei desavouiert worden." (DER STANDARD, Printausgabe, 28.6.2004)