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Paul Bremer (Mitte, rechts von ihm sein Vize David Richmond) übergibt: Justizminister Midhat al-Mahmudi bekommt Papiere ausgehändigt, rechts von ihm Premier Iyad Allawi, links Vizepremier Barham Salih, ganz rechts Präsident Ghazi al-Yawir.

Foto: AP/Ali Jasim/Pool

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Übergangspräsident Ghazi al Yawar legt den Amtseid ab.

Foto: AP/David Guttenfelder

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Neuer irakischer Premier Allawi: "Historischer Tag".

Foto: AP/David Guttenfelder
Mit einem cleveren Zug griffen die formal scheidenden Besatzer und die neuen Regierenden des Irak den voraussehbaren Terrorangriffen vor. Überraschend zogen sie die eigentlich für Mittwoch geplante Zeremonie der Machtübergabe um zwei Tage vor. Ohne jede Vorankündigung, begleitet von den Kameras weniger ausgewählter Medien fanden sich Noch-Besatzungschef Paul Bremer, Übergangspremier Iyad Allawi und andere Vertreter der irakischen Führungsspitze am Montag, kurz vor 10.30 Uhr Ortszeit in der hermetisch abgeschirmten Grünen Zone von Bagdad ein.

In einem mit den üblichen Stilmöbeln ausgestatten Kämmerchen der Saddam-Bauten in der "Grünen Zone" überreichte Bremer dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofes, Mehdi al-Mahmud, die Dokumente. In diesen erklärte sich die seit fast 15 Monaten herrschende, US-geführte Besatzungsverwaltung für aufgelöst. Macht und Souveränität gingen damit auf die mehr oder weniger US-eingesetzte Übergangsregierung von Iyad Allawi über. De facto bleibt die Macht vorerst in der Hand der US-geführten Besatzungstruppen.

"Historischer Tag"

Allawi sprach von einem "historischen Tag", Übergangspräsident Ghazi al-Yawir von der "Unumkehrbarkeit" dieses Schrittes. Allawi rief am Montag zum Kampf gegen Terroristen im Land auf. Er appellierte an seine Landsleute, "Geschlossenheit zu zeigen" und die Behörden zu informieren, wenn sie etwas über Terrorgruppen wüssten. Alle im Irak kämpfenden Ausländer sollten vor Gericht gebracht werden. An den für 2. Jänner 2005 geplanten Parlamentswahlen hält Allawi fest.

Bürger haben den Terror satt

Nichts deutete am Montag im Straßenbild von Bagdad auf die Bedeutsamkeit dieses Tages hin. Keine Fahnen, keine Feiern, keine spontanen Bekundungen begleiteten die Übertragung der Souveränität an die irakische Übergangsregierung. Die Bürger nahmen die Geheimniskrämerei nicht übel: Sie haben den Terror satt und sind bereit, auch einschneidende Maßnahmen zu seiner Vermeidung hinzunehmen. "Zwei Tage bedeuten nichts", meint Baha George, der gegenüber der Technischen Universität in der Industriestraße einen Computershop betreibt.

Ob es ein historischer Tag sei, werde die Geschichte erweisen. Wenn unter der neuen Regierung aber nicht Sicherheit und Normalität hergestellt würden, dann werde es eben kein historischer Tag gewesen sei. Er selbst sei vorsichtig hoffnungsvoll, sagt der Computerhändler. "Man muss einfach hoffen."

Die Technik-Studenten, die sich in den Läden der Industriestraße mit Software und Computer-Utensilien eindecken, zeigen sich etwas skeptischer. "Souverän sind wir dann, wenn der letzte US-Soldat das Land verlässt", meint der Ingenieur-Student Jasser Sadjid.

Symbole der Besatzung bleiben

Die Symbole der Besetzung, die Betonverbauungen, Militärpatrouillen, Checkpoints und Sperrgebiete werden auch nach dem Machttransfer an die irakische Übergangsregierung nicht verschwinden. 140.000 ausländische Soldaten bleiben im Land. Die schwer bewachte und abgeschirmte "Grüne Zone" mit dem Saddam-Palast beispielsweise, wo bisher Bremers Zivilverwaltung residierte, wird jetzt einfach der amerikanischen Botschaft angegliedert und weiterhin besetztes Territorium bleiben. Immerhin erhält die irakischen Regierung im Zentrum von Bagdad den Jumhuriya-Palast zurück, auch einer der vielen Prunkbauten Saddams, die nach dem Einmarsch sämtliche von der US-Armee in Beschlag genommen wurden.

Für die Herstellung der Sicherheit im Land wird gleichwohl Allawis Regierung verantwortlich gemacht. Die meisten Iraker geben ihr dabei freie Hand. "Und selbst wenn es harter Maßnahmen bedarf", betont Geschäftsinhaber Baha George, "selbst wenn es Ausgangssperren, Kriegsrecht und zehn Mal so schwere Strafmaße geben muss - Hauptsache, wir bekommen wieder Sicherheit." (DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2004)