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Foto: APA/EPA/KELD NAVNTOFT
Früher ging gar mancher Mensch ins „Pfandl“, wie die ehemalige Pfand- und Leihanstalt Dorotheum lange Zeit im Volksmund genannt wurde, weil er aus Geldmangel etwa seine Firmuhr versetzen musste. In wenigen Tagen wird man wieder Leute beobachten können, die beispielsweise eine E-Gitarre oder andere Gegenstände in eine Dorotheum-Filiale tragen. Auch sie wollen diese zu Geld machen, allerdings auf eine viel zeitgemäßere Art und Weise.

Verkaufsserviceschalter

Denn mit dem 1. Juli wird in ausgewählten Dorotheum-Filialen ein Verkaufsserviceschalter des Onlineauktionshaus OneTwoSold angeboten. Gedacht ist dieser für Menschen, die das eine oder andere „gute“ Stück gerne online verkaufen oder versteigern lassen möchten, aber im Umgang mit dem Medium Internet nicht so versiert sind. Der Verkaufsgegenstand wird von den Mitarbeitern vor Ort registriert, fotografiert und katalogisiert und mit den Preisvorstellungen des Verkäufers auf die Onlineplattform gestellt. Auf dieser neuen Offlineschiene über das Schwesterunternehmen erwartet OneTwoSold in den ersten zwölf Monaten einen Transaktionsumsatz von zwei bis drei Millionen Euro.

Gutes Beispiel

Das im Februar 2000 online gegangene heimische Onlineauktionshaus gilt als gutes Beispiel dafür, dass sich auch nach dem Platzen der Dotcom-Blase über das Internet Geld verdienen lässt. „Zugegeben, ganz am Anfang hatten wir auch die Illusion, mittels IPO das schnelle, große Geld zu verdienen, doch davon sind wir – zum Glück – schnell abgekommen“, erinnert sich Geschäftsführer Franz Karner im Gespräch mit dem Standard. Heute bezeichnet sich das Unternehmen mit mehr als 300.000 Kunden als Österreichs größter Marktplatz im Internet. Rund 140.000 Produkte – von der Armbanduhr bis zum Videogerät – werden laufend angeboten. Circa 180.000 Besuche werden täglich verzeichnet, etwa 4000 Verkäufe abgewickelt. Im Jahr 2003 betrug das Transaktionsvolumen rund 55 Millionen Euro. „2003 haben wir schwarze Zahlen geschrieben, auch für heuer sind wir wieder optimistisch“, sagt Karner.

Die Frage nach der Konkurrenz

Die Frage nach Konkurrent Ebay, der amerikanischen OnlinePlattform, die seit heuer auch in Österreich eine eigene Niederlassung hat, quittiert er mit einem Lächeln. „Je mehr Ebay hier macht, umso mehr Kunden haben wir.“ Karner ist überzeugt, trotz großer Konkurrenz vor allem durch Service punkten zu können. „Wir betreiben einen Riesenaufwand, um unzufriedene Kunden wieder zufrieden zu machen. Verkäufer etwa, die die angebotene Ware nicht ausliefern, werden ausgeschlossen.“ Um diesen Kundenservice aufrechterhalten zu können, kann es auch vorkommen, dass der Chef einmal selbst am Wochenende Supportdienst leistet.

Zwischen 20 Cent und 1,20 Euro (je nach Rufpreis) beträgt für den Verkäufer die Einstellgebühr. Drei Prozent des Verkaufspreises gehen als Provision an OneTwoSold. Auch kommerzielle Firmen können im OneTwoSold-Schaufenster „ausstellen“ und verkaufen. Für diese werden eigene Auktionsseiten eingerichtet. Rund 40 Prozent des OneTwoSold-Umsatzes wird über gewerbliche Händler lukriert. OneTwoSold sieht seinen Fokus zwar primär im österreichischen Markt. Seit kurzem engagiert es sich in Kooperation mit dem Verlagshaus Holtzbrinck aber auch in Deutschland. Bis 2005 will man hier mehr Produkte und User haben als in Österreich.(Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 30.6.2004)