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Im E-Mail-Interview mit dem Webstandard spricht Gerald Kossaer, Marketing Director von JoWooD, über die Spieleindustrie und Hollywood, das ewige Problem der Raubkopien und den mittlerweile weltweit populären Yetisports Flashgames (Der Webstandard berichtete.)

Bild. Reuters/Montage:Webstandard

Die österreichische Softwareschmiede JoWooD wurde 1995 gegründet und schaffte mit dem Computerspiel IndustrieGigant 1997 den internationalen Durchbruch. Im Jahr 2000 ging das Unternehmen an die Börse, 2003 musst dann restrukturiert werden, nachdem man Ende 2002 wegen der Verschiebung des Markteintrittes von Spielen massiv in finanzielle Probleme gekommen war.

Spiele

Heute bietet JoWooD Spiele nahzu aller Genres, von Strategie über Simulation bis zu Action und Sport, wobei derzeit noch ein starker Fokus auf der PC-Plattform liegt. Mit der Ausweitung des Produktangebots um Konsolen- und Online-Spiele will sich JoWooD in Zukunft als Multiplattform-Anbieter positionieren. Mit Hilfe der amerikanischen Firma Fluent Entertainment möchte JoWooD nun auch den US-Markt erobern, wo man bisher noch wenig erfolgreich war. In Deutschland hingegen ist das Unternehmen die Nummer Fünf am Markt.
Die Fragen stellte Klaus Kraigher.

Im E-Mail-Interview mit dem Webstandard spricht Gerald Kossär, Marketing Director von JoWooD, über die Spieleindustrie und Hollywood, das ewige Problem der Raubkopien und den mittlerweile weltweit populären Yetisports Flashgames(Der Webstandard berichtete.)

Webstandard: In letzter Zeit sind sehr simple Spiele – wie etwa Yeti – äußerst erfolgreich. Sehen sie in dieser Entwicklung eine Konkurrenz zu den Spielen aus dem Hause JoWooD?

Gerald Kossaer: YetiSports und ähnliche Spiele stellen sicherlich keine Konkurrenz zu anderen JoWooD Produkten dar. Da die YetiSports-Offline-Produkte ja im Hause JoWooD produziert werden, bietet sich für uns die ideale Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erschließen. Spieler von Casual Games wie YetiSports sind eher „Gelegenheitsspieler“, die einfach das „Spielchen“ zwischendurch als Zeitvertreib genießen. Generell gilt zu sagen, dass kurzfristige Games sehr gerne gespielt werden, aber, wie auch die Marktzahlen beweisen, das Interesse an herkömmlichen Computerspielen keinesfalls verloren geht . Die Zielgrupen der verschiedenen Sparten sind vollkommen komplementär und konkurrieren somit keinesfalls miteinander, sondern stellen eine Bereicherung für den Markt dar.

Webstandard: Was sagt dieser Trend zu sehr simplen Spielen über die User aus?

Gerald Kossaer: Dass die Zielgruppe in der Breite viel größer geworden ist und kurzweilige, interaktive Unterhaltung fast alle anspricht. Nicht wenige Core Gamer von heute machten ihre ersten Spiel Erfahrungen mit Casual Games wie z. Bsp. Tetris.

Webstandard: Die Spielbranche scheint die Filmindustrie nahezu zu überflügeln. Muss sich Hollywood fürchten? Werden die Superstars der Zukunft nicht mehr Filmstars sondern Programmierer sein?

Gerald Kossaer: Dies ist bereits passiert…. Die Spieleindustrie hat Hollywood längst überflügelt und ist viel größer als die Filmindustrie. Nichts desto trotz ist die Spielebranche nicht mit Hollywood vergleichbar, wenn auch für so manchen Fan der Programmierer des Lieblingsspiels ein Idol darstellt.

Film und Games lassen sich allerdings hervorragend verbinden, wie erste Drehbücher für interaktive Stars beweisen. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren jedoch mit Sicherheit weiter verstärken.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass sowohl die traditionelle Filmindustrie als auch Spielindustrie sehr gut nebeneinander und auch miteinander leben können.

Webstandard: Immer wieder wird exzessive Gewaltanwendung in Computerspielen kritisiert.

Nach welchen ethischen Kriterien wird bei JoWooD entschieden, welche Grenzen sind hier einzuhalten?

Gerald Kossaer: JoWooD verzichtet auf exzessive Gewaltdarstellung und geht mit den moralischen und ethischen Grundsätzen in den jeweiligen Märkten konform. Diese divergieren entsprechend den einzelnen Ländern und werden bei der Entwicklung berücksichtigt. Die gesetzlich vorgeschrieben Altersregelungen sind notwendig und ein wichtiges Kriterium für die Erziehungsberechtigten.

Webstandard: Halten Sie in diesem Bereich gesetzliche Regelungen für sinnvoll oder sollte man auf die Entscheidungsfähigkeit der User vertrauen?

Gerald Kossaer: So wie in der Filmindustrie die FSK Empfehlungen ausspricht, gibt es natürlich auch die USK (unabhängige Software Kontrolle) die Altersempfehlungen zu den verschiedenen Games verteilt. Natürlich betrachten wir als Publisher dies als sinnvoll, jedoch liegt die Verantwortung weiter beim Erziehungsberechtigten.

Webstandard: In Sachen Gewalt und Computerspiele konkurrieren zwei Denkschulen: Machen brutale Spiele aggressiv oder können sich Spieler im Sinne einer Katharsis abreagieren?

Gerald Kossaer: Die wissenschaftlichen Untersuchungen diesbezüglich können die Antwort auf diese Frage nicht pauschal beantworten. Zu viele individuelle Faktoren (soziales Umfeld, Alter, Persönlichkeit, Erfahrungsschatz, Stress etc.) beeinflussen dies.

Besorgten Eltern sei geraten, sich an den pharmakologischen Grundsatz „Die Dosis macht das Gift“ zu halten und Zeit und Wirkung kritisch zu beobachten.

Webstandard: Für viele Spiele existieren unterschiedlichste Cheats. Wird durch dieses „Schummeln“ das Spielerlebnis verdorben oder überwiegen die Vorteile, wenn sich ein Community rund um ein Spiel bildet?

Gerald Kossaer: Sowohl Vorteile als auch Nachteile. Anfängern helfen Cheats über eine schwierige Einstiegsphase hinweg und geben die Möglichkeit, langsam und mit Freude das „Spielen“ zu erlernen ohne durch dauernde Enttäuschungen und Rückschläge den Spielspaß zu verlieren.

Verwenden allerdings „Profis“ Cheats kann ganz schnell die Lust am Game verloren gehen.

Webstandard: Mittlerweile hört man von jungen Profi-Spielern, die durch die Teilnahme bei Computerspielturnieren ihren Lebensunterhalt bestreiten. Könnte hier eine ähnliche Entwicklung wie beim Profisport möglich sein?

Gerald Kossaer: Natürlich – wer will sein Hobby nicht gern zum Beruf machen?! In der Spieleindustrie sind österreichweit mittlerweile ca. 500 Personen beschäftigt à direkt oder indirekt …

Webstandard: Die meisten Spiele erscheinen derzeit für die Windows Plattform. Wird es bei JoWooD in Zukunft auch mehr Releases für Linux geben?

Gerald Kossaer: Alle Plattformen, die sich rechnen und entwicklungstechnisch realisieren lassen sind interessant für uns. Wann der Zeitpunkt für eine Umsetzung gekommen ist, hängt primär vom jeweiligen Entwicklungsprojekt ab.

Webstandard: Die Musik- und auch Filmindustrie hat mit erheblichen Problemen auf Grund der hohen Anzahl an Raubkopien und illegalen Downloads zu kämpfen. Ist hier auch JoWooD betroffen, wie kann mit dieser Problematik umgegangen werden?

Gerald Kossaer: Von diesem Problem sind nicht nur wir, sondern alle Betriebe der Spieleindustrie betroffen. Die Entwicklung und Vermarktung unserer Spiele verursacht Kosten in Millionenhöhe. Insofern entsteht durch Raubkopierer ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden. Genau deshalb werden die Bestrebungen, professionelle Raubkopierer einzudämmen, in ganz Europa verstärkt. Man versucht mit Hilfe verbesserter Kopierschutzmethoden, die Spiele so sicher wie nur möglich vor dem illegalen Vervielfältigen zu schützen. Solange in der Öffentlichkeit das Raubkopieren und auch dieVerwendung von solchen Kopien nicht als illegal anerkannt wird, ist allerdings keine großartige Verbesserung zu erwarten.

Webstandard: Ist die Konsole oder der PC die Zukunft des Computerspiels? Auf welchen Bereich wird sich JoWooD spezialisieren?

Gerald Kossaer: Auf Beides! Wir sind gerade dabei, unser Produktportfolio im Konsolenmarkt auszuweiten und werden diesen Weg sicherlich auch in Zukunft fortsetzen. Natürlich werden wir unser Know How auch auf dem PC Sektor weiter ausbauen und auch hier mit Top Titeln aufwarten.

Webstandard: Der Hoffnungsmarkt der Zukunft sind Online-Games. Was erwartet sich hier JoWooD?

Gerald Kossaer: Mit den entsprechenden Titeln, große Erfolge :-).

Durch die Veröffenltichung des Tactical, Millitary, Multiplayer Shooters "Söldner-Secret Wars", der wochenlang die deutschen Charts anfürte, ist es uns gelungen, uns im Bereich der "Online-Games" zu positionieren. Natürlich werden wir weiterhin bemüht sein, diesen Bereich auszubauen um erneut große Erfolge zu erzielen! Der heiß umkämpfte Zukunfts-Markt benötigt innovative Ansätze, die es umzusetzen gilt.