Mölzer-Blatt "Zur Zeit": gilt als wichtige Verbindungsstelle zwischen konservativem und nationalem Lager.

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In der Zur Zeit-Zentrale in der Marokkanergasse im dritten Wiener Bezirk herrscht Aufbruchstimmung. "Wir spüren den Rückenwind der letzten fünf Wochen", jubelt Verlagsleiter Walter Tributsch.

Rund 25.000 Stück des nach Eigendefinition "wertkonservativen und rechtsintellektuellen" Wochenblattes des Herausgebers Andreas Mölzer werden hier produziert, die verkaufte Auflage liegt laut Tributsch bei etwa 20.000 Stück. Mehr als die Hälfte davon sind Abonnements.

Offizielle Zahlen gibt es keine, Zur Zeit nimmt nicht an der Auflagenkontrolle teil. "In den letzten Tagen bekommen wir verstärkt Anrufe von Funktionären und Sympathisanten, die Abonnements bestellen wollen", erzählt Tributsch. Eine eigene Telefonmarketingabteilung sowie Gratisaktionen unterstützen den Trend.

Presseförderung für "Zur Zeit"

Leisten kann man sich solche Marketingmaßnahmen allemal. Das 1997 gegründete und im Jahr 2002 völlig neu designte Blatt kommt heuer zum vierten Mal in Folge in den Genuss der staatlichen Presseförderung. Im Jahr 2001 waren es 60.000 Euro, 2002 77.887 Euro, 2003 64.174 Euro – die Summe für 2004 wird Ende Juli bekannt gegeben.

Zur Zeit ist Mölzers wichtigstes Kommunikationsinstrument. Über sein Stammblatt organisierte er seinen Vorzugsstimmenwahlkampf, hier kommen immer wieder Vertreter des rechten Parteiflügels zu Wort. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands stuft manche Autoren wie Inhalte als "rechtsextremistisch" ein, die Zeitung steht unter Beobachtung des deutschen wie österreichischen Verfassungsschutzes und gilt als intellektuelle Verbindungsstelle zwischen konservativem und nationalem Lager.

Paradoxerweise wird das Aufbegehren der Rechten in der FPÖ somit indirekt vom Bundeskanzleramt mitfinanziert – durch die dort angesiedelte Presseförderung. (Barbara Tóth/DER STANDARD; Printausgabe, 1.7.2004)