Der österreichische Beitrag zur internationalen Weltraumforschung lässt sich sehen, auch wenn er sich in Nischen abspielt. Waren heimische Institute und Institutionen schon in der Vergangenheit an zahlreichen Raumfahrtmission beteiligt, fliegt auch diesmal wieder ein Stück österreichischen Know-hows rund um den Saturn - und wird in ein paar Monaten auf dessen größten Mond Titan zum Einsatz kommen.

An drei der insgesamt sechs Experimente der Titansonde Huygens sind heimische Wissenschafter und Unternehmen beteiligt. Der "Aerosol Collector and Pyrolyser" (ACP) etwa sammelt während des Flugs durch die Atmosphäre rund 20 Minuten lang Tröpfchen und Staubteilchen in einem Filter, der anschließend in einem Mini-Ofen in drei Stufen erhitzt wird. Die dabei entstehenden Gasprodukte werden zur chemischen Analyse an das "Gas Chromatograph and Mass Spectrometer" (GCMS) weitergeleitet.

Die Steuer- und Messelektronik des ACP wurde von der Austrian Aerospace in Kooperation mit Joanneum Research unter Federführung des Grazer Instituts für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften entwickelt. Das Institut ist auch an der Auswertung der von GCMS gesammelten Daten beteiligt.

Chemische Analyse der Titan-Atmosphäre

Wichtigste Aufgabe dieses Instruments ist die chemische Analyse der Titan-Atmosphäre, wobei es möglich sein soll, neben den Hauptbestandteilen Stickstoff und Methan auch Spurenbestandteile wie Argon und komplexe organische Moleküle zu detektieren.

Schließlich ist das Institut noch an einem Teilprojekt des "Huygens Atmospheric Structure Instrument" (Hasi) beteiligt, mit dem erstmals direkte Messungen elektrischer Größen in der Atmosphäre des Saturnmondes möglich sein sollen. Damit sollen unter anderem elektrostatische (Ent-)Ladungen nachgewiesen werden - interessant für die Entwicklung organischer Moleküle.

Austrian Aerospace hat für Huygens zudem die elektrische und mechanische Bodentestausrüstung sowie die Thermalisolation für die Sonde geliefert. Außerdem hat das Unternehmen jenen Mechanismus entwickelt und gebaut, der einen Ausgleich der Drehbewegung der Sonde ermöglicht, wenn diese am Fallschirm der Titanoberfläche entgegenschwebt. Das Auftragsvolumen betrug insgesamt zehn Millionen Euro.

Der nächste österreichische Beitrag zur Erforschung des Weltraums ist ebenfalls schon fixiert: Der "Venus Express" der Esa zur Erkundung des gleichnamigen Planeten soll kommendes Jahr starten. Chef der Mission ist der gebürtige Österreicher Rudolf Schmidt, der schon für die europäische Marsmission mitverantwortlich zeichnete. (fei/DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2004)