Rosicky trifft nur die Latte
Tschechien begann wie aus der Pistole geschossen, Rosicky traf mit einem Volley aus 17 Metern die Latte (3.), bei einem Schuss von Jankulovski parierte Keeper Nikopolidis glänzend (6.). Der tschechische Express schien in gewohnter Manier zu rollen, die Anfangseuphorie entpuppte sich jedoch rasch als Strohfeuer. Die Griechen brachen mit ihrer (deutschen) Disziplin den Rhythmus der Tschechen und setzten deren gefährlichste Offensivwaffen außer Gefecht - Seitaridis bewachte EM-Torschützenleader Baros vorzüglich, Kapsis und Dellas hängten Koller an die "Kette".
Zu allem Überdruss musste in der 40. Minute der große Spielmacher Nedved vom Feld. Der Super-Techniker, der 2003 das Champions-League-Finale mit Juventus Turin auf Grund einer Sperre verpasst hatte, verletzte sich bei einem Schussversuch in der 33. Minute, bei dem er mit Katsouranis zusammenkrachte. Nedved probierte einige Minuten lang trotz der Schmerzen weiterzuspielen, mit Tränen in den Augen verließ der 31-Jährige schließlich jedoch den Rasen. Laut erster Untersuchung zog sich Nedved eine Verletzung im rechten Knie zu.
Elferalarm im griechischen Strafraum
Der tschechische "Trainer-Fuchs" Karel Brückner hatte also in der Halbzeit jede Menge zu tun, um seine Mannen moralisch und taktisch wieder aufzurichten. Und auch ohne Nedved versuchten die Tschechen, in der EM-Qualifikation 4:0- und 3:2-Sieger gegen Österreich, unermüdlich, das griechische Bollwerk auszuhebeln. Bei einem Trikot-Zupfer von Dellas im Strafraum gegen Koller blieb jedoch die Pfeife von Schiri Collina stumm (54.), ein Kopfball von "Leuchtturm" Koller (59.) verfehlte das Tor.
Die stets geduldig auf ihre Chance lauernden Hellenen entblößten ihre Abwehr weiterhin in keiner Weise, rochen jedoch nach rund einer Stunde etwas Lunte. Kopfbälle von Fyssas (64.) und Vryzas (67.) bedeuteten erstmals echte Gefahr für den tschechischen Keeper Cech. Das Finale der regulären Spielzeit gehörte dann aber wieder den Tschechen, nach herrlichem Doppelpass mit seinem Dortmunder Klubkollegen Rosicky verfehlte Koller hauchdünn (80.), ebenso wie Baros, der sich gegen die gesamte griechische Abwehr durchsetzte und von der Strafraumgrenze abzog (83.). Die dritte Verlängerung im EM-Verlauf war perfekt.
Große Chancen für die Griechen
Damit wurde die Begegnung endgültig zur Nervenschlacht, in der der Underdog aus Südeuropa den unbeschwerteren Eindruck machte. Plötzlich präsentierte sich die tschechische Hintermannschaft anfällig, nach Vorlage von Charisteas rettete der herausstürmende Cech bei einem Kopfball von Giannakopoulos (94.), wenige Sekunden später scheiterte neuerlich der eingewechselte Giannakopoulos (95.). Während die Tschechen nicht mehr zu ihrem Spiel fanden, hatte Dellas nach Tsiartas-Freistoß die Entscheidung in der 103. Minute erstmals auf dem Kopf. Sekunden vor dem Abpfiff hatte der AS-Roma-Kicker dann mehr Glück, nach Tsiartas-Corner war Dellas zur Stelle - Griechenland steht damit erstmals im Finale eines großen Turniers, Tschechien war hingegen am Boden zerstört.
Abschied nehmen hieß es am Donnerstag nicht nur für Tschechien, sondern auch für Star-Schiedsrichter Collina. Der Italiener leitete seine letzte Partie bei einem Großereignis. Collina wird 2005 45 Jahre alt und überschreitet somit das für EM, WM und die italienische Meisterschaft zulässige Alterslimit, möglicherweise wechselt die "Glatze Gnadenlos" jedoch in die englische Premier League. (APA)
nach Silver Goal (0:0). Porto, Estadio Dragao, 48.000, SR Collina/Italien.
Tor: 1:0 (105.) Dellas (Silver Goal)
Griechenland: Nikopolidis - Seitaridis, Kapsis, Dellas, Fyssas - Basinas (72. Giannakopoulos), Katsouranis, Zagorakis - Vryzas (91. Tsiartas), Charisteas, Karagounis
Tschechien: Cech - Grygera, Ujfalusi, Bolf, Jankulovski - Poborsky, Galasek, Rosicky, Nedved (40. Smicer) - Baros, Koller
Gelbe Karte: Seitaridis (23., Foul), Charisteas (70., Foul), Karagounis (87., Foul) bzw. Galasek (48., Foul), Smicer (55., Foul), Baros (102., Gelb)