Obwohl er 22.000 Unterschriften - weit mehr als die 14.600 geforderten - präsentierte, schaffte es Ralph Nader vergangene Woche nicht, auf die Wählerliste in Arizona zu kommen. Zwei demokratische Wähler hatten den Ex-Verbraucheranwalt und Schutzheiligen der US-Konsumenten vor Gericht zitiert, da ein Großteil der Unterschriften nicht gültig seien; das Gericht entschied gegen Nader.Nun beschuldigt der 70-jährige Außenseiter die Demokraten, seine Kandidatur mit "dirty tricks" zu verhindern. Nader mag Recht haben. Seit Februar, als er seine Kandidatur für die Präsidentschaft bekannt gab, wird er nicht nur von Demokraten, sondern auch seinen Ex-Anhängern ("Nader's Raiders") angefleht, seine Kandidatur zurückzuziehen, da er dem demokratischen Kandidaten John Kerry schwer schaden könnte. Wahldebakel

Viele Demokraten erinnern sich nur zu gut an das Wahldebakel von 2000, als Nader in Florida 97.000 Stimmen erhielt - ein Bruchteil davon hätte damals Al Gore zum Präsidenten gemacht. Die demokratische Abgeordnete Barbara Lee aus Kalifornien erklärte: "Ich habe Herrn Nader gesagt, dass eine Stimme für ihn eine Stimme für George Bush ist".

Jüngste Umfragen untermauern dieses Statement: Kerry liegt mit 45 Prozent vor Bush mit 44. Nader würde 5 Prozent erhalten. Würde Nader nicht kandidieren, erhielte Kerry einen Großteil seiner Stimmen. Kein Wunder also, dass eine Reihe von einflussreichen und geldschweren Republikanern größtes Interesse an Naders Kandidatur zeigen. Große Summen Geldgeber

Ein wichtiger Geldgeber für Präsident George Bush, der Milliardär Richard Egan, hat Nader insgeheim angeblich große Summen gespendet. Die "Citizens for a Sound Economy" wiederum haben in Oregon einen Appell an ihre Mitglieder gerichtet, Nader zu wählen. Die konservative Gruppe formuliert lapidar: "Nader könnte viel Unterstützung von Kerry abzweigen".

Von seinen Ex-Freunden, den Grünen, die ihn 2000 als Kandidaten aufgestellt hatten, erhielt Nader diesmal eine scharfe Absage. Auch der Filmemacher Michael Moore, der Nader 2000 unterstützt hat, hat ihm jetzt den Rücken gekehrt und spricht sich für John Kerry aus. Naders Kandidatur wurde Beginn nicht allzu ernst genommen: Man rechnete mit der Aversion vieler Wähler gegen Bush und glaubte, Nader könne Kerry angesichts der der unter den Demokraten herrschenden "ABB-Stimung" ("Anybody But Bush - Jeder außer Bush") vermutlich nicht wirklich schaden. Gegner des Irakkriegs Nader hat es aber verstanden, sich als Gegner des Irakkriegs zu positionieren. Damit könnte er viele Kriegsgegnern, die sich erst hinter dem Ex-Gouverneur von Vermont, Howard Dean, versammelt hatten, auf seine Seite ziehen. Dean selbst hat Kerry volle Unterstützung zugesagt und wird am Freitag eine Radiodebatte mit Nader führen, in der er diesen zum Ausscheiden bewegen will. Trotz der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens wird Dean wenigstens seinen Anhängern nochmals einschärfen, dass jede Stimme für Nader Bush nützen wird. Die US-Demokraten haben indes am Samstag ihren Entwurf für das Parteiprogramm für die Wahlen am 2. November publiziert. Darin nimmt das Thema nationale Sicherheit die Hälfte des 63 Seiten umfassenden Papiers ein. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.7.2004)